Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 26. Juli 1810.
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Ich danke Ihnen, guter Cotta, für den Wechsel von 105 auf
Frege. — Zuvielerlei Anstrengungen anderer Art haben mich
am
Sammeln meiner kleinen Aufsätze — die Sammlung
bekom[m]t
124,5
jedoch einen bessern Titel — gehindert. Am meisten
störte es mich,
daß ich erst von mehreren Orten her die
Zeitschriften verschreiben
mußte, worin sie stehen. Auch Sie
muß ich zum Darleihen oder
Verkaufen um die Jahrgänge von
Taschenbuch für Damen bitten,
worin etwas von mir steht; blos die Jahrgänge auf 1804 und124,10
auf 1808, 1810 besitz’ ich noch.
Aus Archenholz Literatur und Voelkerkunde nehm’ ich
drei
Aufsätze von mir, anno 1786 1788
geschrieben, welche, zumal ver
bessert,
manchem Leser Freude geben werden.
Da das Bändchen nur klein wird: so werd’ ich hoffentlich in124,15
der Mitte Augusts nicht zu spät bei Ihnen eintreffen.
Das Honorar für die schon von Ihnen gedruckten Aufsätze ist
3
Ld. pro Bogen nach Schmelzle;
und für die übrigen um so mehr
5 Ld., da ich von meiner Schwägerin
Spazier bei dem ersten Ab-
druck nichts dafür bekommen habe und von
Archenholz wenig mehr
124,20
als nichts.
Da es noch immer scheint, daß die Zensur den Abdruck der 12
versprochnen Aufsätze für das Morgenblatt erschwert: könnten
wir
sie nicht (sammt den schon davon abgedruckten, aber
unkastriert)
in die Sammlung einlassen? —
124,25
Leben Sie wol! Für Sie immer der Alte in Liebe und Achtung! —
N. S. Schon längst hegt’ ich den Gedanken — da das kunst
mäßige Rezensieren in den Heidelberger
Jahrbüchern mir zu viele
Zeit kostet — in Ihrem Morgenblatte von Zeit zu Zeit
meine
124,30
Meinung ganz abgekürzt über neue
Bücher, die ich gerade
gelesen, zu sagen mit Namens
Unterschrift. Wenigstens wüßten
dann die Verwandten meines
Geschmacks, was sie zu suchen
oder zu fliehen hätten. —
Was sagen Sie zu diesem stehenden
Artikel?124,35
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. Bayreuth, 26. Juli 1810. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_317
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Cotta-Archiv. 3¾ S. 8°. Präsentat: 2. Aug., [beantw.] 24 Aug. K (nach Nr. 318): Cotta 27. Jul. B: IV. Abt., VI, Nr. 88. A: IV. Abt., VI, Nr. 96.
Cotta hatte als Nachzahlung für Beiträge zum Morgenblatt einen Wechsel über 105 fl. geschickt und gefragt, wann er auf das 1. Bändchen rechnen könne (dazu Randnotiz Jean Pauls: betrifft die Sammlung gedruckter Almanachs-Qual-Arbeiten); vgl. Nr. 338. Aus der Literatur u. Völkerkunde wurde nur die „Launigte Phantasie“ (1788) in die Herbst-Blumine aufgenommen. Zur Nachschrift vgl. Nr. 311. Cotta erklärt sich in A mit dem Vorschlag sehr einverstanden und bittet um baldigen Anfang; es kam aber nicht dazu; vgl. I. Abt., XVI, 466ff. (Kleine Nachschule).