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Korrespondenz

Von Jean Paul an Georg Joachim Göschen. Bayreuth, 20. September 1811.

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Bayreuth d. 20. Sept. 1811

Wenn der Himmel will, können wir uns viele Briefe nach diesem schreiben. Ich wünschte nämlich, daß Sie die zweite Ausgabe meiner Levana verlegten.

Der Verleger der ersten — mit welchem überhaupt über keine zweite kontrahiert war — hat auch das kleinste Höflichkeitsrecht dadurch verwirkt, daß er mich das Vergreifen der Auflage von 2500 Exemplaren, welches nach Aussage redlicher Buchhändler schon früher als vor einem Jahre gewesen, nicht wissen lassen, da er mir schon nach dem Verkauf von 1300 hätte Nachricht geben müssen, weil er nach diesen 1300 noch den 6ten Louisd’or per Bogen nachzuzahlen hatte, welchen ich eben abgefodert. Ich habe noch andere Gründe; kurz aber er verdient und erhält die zweite Auflage nicht; — und zum Glück bittet er auch nicht darum.

Indeß bleibt ihm sein großes Verdienst um die Levana, durch seine Glanzpresse in jedem Sinn. Und da diese Verschönerung niemand so gut fortsetzen kann als Sie, so gehört auch dieses unter die vielen Ursachen, warum ich Ihnen die zweite Auflage unter folgenden Verhältnissen zum Verlage anbiete:


1) Das Werk kommt in drei Bändchen heraus, weil wenigstens 9—10 Druckbogen neuer hineingewebter Zusätze dazu kommen — 2) Das Format wird bequemer und kleiner gewählt, ungefähr wie Ludwig’s Reise (bei Gräf 1810) so wie auch die Lettern der selben (die Ihrigen mir durch Thümmel so lieben); nur müßten die Zeilen einige mehr und diese selber etwas länger werden — 3) Für den Druckbogen vier Louisd’or in Gold; nach dem Absatze von 1000 Exemplaren Einen Louisd’or Nachschuß — die ganze Auflage zu 2000 Exemplaren — 4) Nach Abdruck des ersten Bändchens erfolgt die Zahlung für das erste — und so fort nach dem Abdruck eines jeden Bändchens — 5) Zur Oster Messe 1812 erschiene das Ganze; und im November finge der Druck an — 6) Zwölf Freiexemplare auf Schreibpapier und zwei Dedikazions exemplare auf velin — 7) Ich wünschte auch diese Ausgabe broschiert; doch müssen hier Ihre Verhältnisse über meine Wünsche entscheiden.
Verzeihen Sie die Spuren der Eile meiner Abneigung vor dergleichen Briefen; ich schreibe lieber ein Buch, als einen Wanderpaß für ein Buch. Meine Wünsche, mit einem Verleger Klopstocks, Wielands, Göthes, Thümmels in nähere Verbindung zu kommen, brauche ich Ihnen nicht zu sagen, da ja der ganze Brief sie ausspricht. Antworten Sie mir recht bald. Unser Thümmel ist hier, so heiter wie unsere Gegend oder wie die Jahreszeit, die sein Ebenbild ist. Leben Sie froh!

Ihr ergebenster Jean Paul Fr. Richter
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Georg Joachim Göschen. Bayreuth, 20. September 1811. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_538


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 539. Seite(n): 222-223 (Brieftext) und 520 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin. 4 S. 4°. A: IV. Abt., VI, Nr. 182. 222,29 nach] aus bei

Ludwigs Reise: „Phantasien und Reflexionen auf einer Reise durch das südliche Deutschland in die Schweiz“, Leipzig (Göschen!) 1810, von dem Altenburger Kammerverwalter Ludwig, s. IV. Abt. (Br. an J. P.), VI, Nr. 122. Vgl. Nr. 547†. Verleger Klopstocks: vgl. 101,25 .