Von Jean Paul an Karl Theodor Reichsfreiherr von Dalberg. Bayreuth, 2. Hälfte Februar 1812.
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[Konzept]
Durchlauchtigster Großherzog,
Allergnädigster Großherzog und Herr!
Der beiliegenden Arbeit hat der Verfasser schwere Opfer ge-
bracht. Ihre Länge und der Andrang neuer
Materie wollte nicht
aufhören; — und doch sollte sie meinen
neuen Dank für neue Güte251,1
Ihrer königl. Hoheit und die alten
Seelen-Wünsche für den Tag
begleiten, welcher Wissenschaft und
Staat und Zeit mit einem so
wichtigen Leben beschenkte.
Was aber die Feder unterließ, that das Herz. Sogar die Zei251,5
tungen, welche zu Ihren Handlungen auch Ihre Worte gaben,
bewegten mein Inneres mit Wunsch und Dank; und trösteten
über
die Zeitungen der Zeit.
Nur die Gründe, welche Ihrer Hoheit H. Staatrath Pauli
wird
vorgetragen haben, konnten mich zur Aufopferung des
Glückes251,10
zwingen, unter Ihren Augen und in Ihrer
ermunternden Nähe zu
Ihren Zwecken mitzuwirken. Aber der
Dankbarkeit bleibt das An
erbieten dieses
geistigen Glückes unvergeßlich so wie [die]
Vater
sorge für mein irdisches, welche
die Wolken der schriftstellerischen
Gegenwart und Zukunft
auch bei dem zertheilen will, dem der hohe251,15
Musenfreund
schon mehr als eine Wolke der Zeit vergoldet hat.
Dem hier folgenden Aufsatze, dessen Abschrift nach Frankfurt
in
das Museum ging, ist außer der
Länge leider noch vieles nach-
zusehen; aber er hat die Empfehlung an
den Verfasser „der Be-
trachtungen über das Universum“ für sich,
daß darin nicht über251,20
die Schöpfung der Schöpfer
vergessen wird, indeß das Jahrhundert,
sogar das gelehrte,
sich mit jener diesen ersetzt, anstatt es umzu
kehren.
Möge beides, das lange Schweigen und das lange Schreiben
verziehen werden!251,25
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Karl Theodor Reichsfreiherr von Dalberg. Bayreuth, 2. Hälfte Februar 1812. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_609
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K 1 (mehrere Konzepte, z. T. vor Nr. 604 u. 608): Primas d. Febr. *K 2 (Konzept): Fasz. 26; 3½ S. 4°. Aus K 1 seien folgende Sätze mit geteilt: Ich wollte meine Feier am 8ten Feb. mit der Feier Ihres Landes vereinigen durch eine Abhandlung, welche, obwol nicht mit, doch in dem Geiste des Verf. des Universums geschrieben ist. — Mit Freuden find’ ich in Zeitungen nicht blos Ihre Handlungen, sondern auch Ihre Worte, diese geistigen Vorhandlungen. — 251,13 f. Vatersorge bis welche] aus das des irdischen, welches K 2 14 der bis 15 Zukunft] aus nächster schriftstellerischer Zukunft K 2 19 Empfehlung] davor gestr. hohe K 2 20f. darin .... der Schöpfer vergessen wird] aus er .... den Schöpfer vergißt K 2
Verspätete Sendung zum 68. Geburtstag Dalbergs (8. Febr.). Pauli: s. Nr. 597†. Betrachtungen über das Universum: vgl. 178,15 †.