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Von Jean Paul an Christian Sigismund Krause. Bayreuth, 4. oder 5. Januar 1813.

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[ Bayreuth, 4. oder 5. Jan. 1813 ]
308,2
[a.]

Der Gedanke stand schon in der ersten Ausgabe. Die Hauptsache
ist, daß hier weder von Mathematik noch Physik die Rede ist,308,5
sondern von Psychologie. Ihre beiden Beispiele sind mir fast
länger bekannt als seit der Viertelstunde, in der ich sie las.


[b.]
Ungefähre Copia

Es ist kein mathematisches, nämlich arithmetisches Gleichnis,308,10
denn Zahlen geben keinen leeren Raum, womit ich eigentlich Spiel
raum für den Philosophen meinte, sondern es ist ein physikalisches,
z. B. positive und negative Elektrizität-Größen geben Indifferenz
oder jenen Spielraum. Der Hauptfehler ist „gemäßigte“ Mi
schung, wodurch das Definitum schon vorausgesetzt wird.308,15

Künftig antwort’ ich Ihnen auf keinen Tadel eine Zeile, sei er
wahr oder unwahr und zu stark ausgedrückt wie hier.


(Weiter schrieb ich nichts)

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Christian Sigismund Krause. Bayreuth, 4. oder 5. Januar 1813. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_717


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 719. Seite(n): 308 (Brieftext) und 550-551 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

a) Von Krause in A zitiert. b) H: Berlin JP; mit Rotstift darüber: 23. B: IV. Abt., VI, Nr. 217. A: IV. Abt., VI, Nr. 218.

Krause hatte in dem im Morgenblatt Nr. 311 v. 28. Dez. 1812 abgedruckten Probestück aus der neuen Auflage der Vorschule (§ 26) die Stelle beanstandet: „Der sonst treffliche Aesthetiker Platner setzt die ‚Schönheit in eine gemäßigte Mischung des Erhabnen und des Lustigen‘. Durch die Addition einer positiven und einer negativen Größe bekommt ein definierender Philosoph allerdings den leeren Raum, in welchen die Anschauung des Lesers recht gut den verlangten Gegenstand unbefleckt hineinsetzen kann.“ (I. Abt., XI, 93 Fußnote.) Dazu schreibt Krause in B: „Damit, wenn es noch Zeit ist zu helfen [diese Worte von J. P. rot unterstr.], kein Mathematiker über Sie komme und Ihnen beweise, daß + 9 + — 6, oder + m + — n [dazu Note von J. P.: Wie verändert er den Satz: ich meine + a — a = 0 oder + 1 — 1 = 0] nicht = 0 ist, damit kein Chemiker Ihnen zeige, daß eine gemäßigte Mischung des absolut Bittern mit dem absolut Süßen [Note von J. P.: Süß und Bitter sind nicht einmal entgegengesetzt, z. B. bittersüß] weder einen leeren Raum noch sonst ein Nichts hervorbringt, halte ich es für meine Pflicht, Ihnen diese Bemerkung mitzutheilen.“ Die von Krause in A doch wohl wörtlich zitierten Sätze aus Jean Pauls Billett (a) zeigen, daß die von J. P. an Otto gesandte, jedenfalls aus dem Gedächtnis reproduzierte „Ungefähre Copia“ (b) recht ungenau ist. In A beharrt Krause in seiner gewohnten unhöflichen Art auf seinem Standpunkt: „... Die Hauptsache ist, daß ein Fehler nicht richtig wird, weil er schon in der ersten Ausgabe stand; [dazu Note von J. P.: Ich meinte, seine angebotenen Hülftruppen kämen zu meiner Rettung um eine Auflage zu spät; auch dacht ich dabei, ein Nicolai [vgl. Nr. 939†] hätte mirs schon vorgerückt] ... die Hauptsache endlich ist, daß mich die obigen ganz unverdienten, äußerst spöttischen und doch untreffenden Äußerungen recht herzlich geärgert haben, weniger weil sie mir ungerecht weh thun sollten, als weil sie ein neuer Beweis sind, daß ein Mann, der so tausend Schönes, Liebes und Gutes besitzt, immer mehr in Gefahr kommt, gut gemeinte Erinnerungen übel, und unbegrenzte, wie oft ungefühlte! Schmeicheleien und Heucheleien wohl aufzunchmen [Note von J. P.: Kann ich mehr thun als schweigen oder verneinen? Soll ich anfahren? Hübscher Lohn für das Lesen mancher Briefe an mich! Oder meint er Wagner?].“ J. P. hat einzelne Wörter in A rot unterstrichen und darunter gesetzt: Ich sagte neulich zu ihm: nach so vielen unverdienten Auszeichnungen in bedeutenden Städten hätt’ ich doch in Baireuth noch neue genossen [aus erfahren], nämlich grobe; und er gibt mir hier wieder Recht. Vgl. dazu Wahrheit 2, 90f. u. 7, 229f.