Von Jean Paul an Karl Theodor Reichsfreiherr von Dalberg. Bayreuth, 8. Februar 1813.
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[Konzept]
Es gibt jetzo nicht viele frohe Tage, aber der 8te Februar
ist noch
einer; möchten wir alle noch recht viele achte
Februare von Ihnen
erleben! Welche Wünsche wären nicht für ein
Leben zu thun, das
311,5
so viele erfüllt. Aber Schweigen ist auch Wünschen; —
so wie
Schweigen auch Danken.
Beiliegende Abhandlung, deren zweite Abschrift für das Museum
bestimmt ist, paßt nicht für eine Zeit, wo mehr das Eisen als
der
Magnet regiert, wiewol das trennende Eisen so gut in
anziehenden311,10
Magnet zu verwandeln ist als der Krieg
in Friede. Entschuldigen
Sie die Länge, die für diesen
Gegenstand doch nur Kürze ist. Ich
kann überhaupt leichter
Bände als Blätter und also dem Museum
leichter dicke Aufsätze
selten geben als dünne häufig. Die philo-
sophischen und dichterischen Ansichten,
mit welchen Ihre Werke das311,15
atomistische und materielle
System bekämpfen, lassen mich für den
organischen Magnetismus, diese wunderbare Erdenge
zwischen
zwei Welten 〈Geist und Körper〉, mehr Ihre
Freundschaft hoffen
als dessen Verwerfen; und doch hab’ ich
gewagt, Muthmaßungen
darüber, welche von der Zeit erst ihre
Reife erwarten, mehr als311,20
Knospen denn als Früchte
vorzulegen.
Mit innigster Verehrung des gekrönten Musen- und Menschen
freundes etc.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Karl Theodor Reichsfreiherr von Dalberg. Bayreuth, 8. Februar 1813. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_724
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K (Konzept, nach Nr. 730): Primas d. 8 Febr. i: Wahrheit 7, 301. 311,9 eine Zeit] aus Jahre 10 trennende] nachtr. aus scharfe 12 die2] aus welche 14 dünne] davor gestr. kleine häufig.] aus öfter. danach gestr. Ohne bestimmte Nachrichten über Ihre Würdigung des Magnetismus ahne [aus weiß] ich doch aus Ihren frühern Werken eine ahnende Achtung und Anerkennung desselben voraus und Ihre philosophische Dichtkunst und dichtende Philosophie wird schwerlich [aus kann unmöglich] die größte [aus neu-erscheinende] Erfindung oder Auffindung verwerfen, womit die längste 〈feinste〉 dünngewebte Brücke zum Übergang aus Körperwelt in Geisterwelt gefunden wurde. Freilich ist die Brücke oder der Übergang noch kein Geist. Herder und Sie ahnten so viel. 20 erst ihre] aus noch eine große Ein vorangehender erster eingeklammerter Entwurf enthält noch einige anscheinend unverwertete Notizen: Lochner — Den alten Dank erneuert neue Güte. — Sie sind [nachtr. leider] so gut, so sehr ein Leo X, wie Sternau sagt [s. zu Nr. 705], daß Sie leider von keiner Zukunft so leicht übertroffen werden —