Von Jean Paul an Carl Friedrich Kunz. Bayreuth, Ende 1813 oder Anfang 1814.
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[Druck]
Ihr wiederholter Wunsch, irgend eines meiner Geisteskinder in
Ihrer neu begründeten Verlagsanstalt versorgen zu wollen, rührt
mich wahrhaft — wie ich Ihnen das schon mündlich bemerkte —
und ich möchte Ihnen gern vor allen Verlegern (dürft’ ich blos354,20
meinem Herzen folgen) ein solches anvertrauen, der Sie ja
nicht
nur mit Metall bezahlen, sondern — was besser und
wolthuender
— so viel andere Kleinodien hinzufügen, daß
diese jenes gern ver
gessen ließen, wenn
man könnte. — —
Mit Ihnen handeln kann ich nun einmal nicht, was ich mit354,25
andern kann, die mich nichts angehen, und die für mich
nichts als
Kaufleute sind. — Und sollt’ ich von Ihnen als
Freund und Ge
schäftsanfänger einst eine
Klage für ein gezahltes Honorar, das
nicht im Verhältnis mit
dem geträumten Buchabsatze gestanden,
hören müssen, — eine
Klage, wie ich sie schon hörte, — ich ertrüg’
354,30
es nicht!
Sie pochen auf meinen Namen, den Sie nun einmal mit Ge
walt in Ihren Verlagskatalog bannen
wollen; — nun in Gottes
Namen denn! Wenden Sie sich an Hennings, vielleicht tritt er
Ihnen den Vorrath des Kampanerthals
ab, und Ihr Wunsch
354,35
würde auf diese Weise erfüllt, und meine Freude groß
sein, über355,1
den abgeschlossenen Handel eines Edelmannes mit
einem — Handels
manne!
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Carl Friedrich Kunz. Bayreuth, Ende 1813 oder Anfang 1814. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_821
Kommentar (der gedruckten Ausgabe)
SiglenJ: Funck S. 82. B: IV. Abt., VI, Nr. 234.
Nach Kunz’ wenig zuverlässigem Bericht hatte er Jean Paul mündlich und schriftlich wiederholt angelegen, ihm für seinen neugegründeten Verlag ein eignes Werk zu überlassen; den Preis solle er (J. P.) selber bestimmen, ohne dabei (wie er mündlich zu verstehen gegeben habe) auf seine Freundschaft mit Kunz Rücksicht zu nehmen. Daten gibt Kunz hier nicht an; nach seiner Darstellung wäre Jean Pauls Antwort erst nach dem Brief vom 7. März 1814 (Nr. 839) erfolgt; sie muß aber vor dem 13. Febr. 1814 (Nr. 836) geschrieben sein. Das Fehlen des Briefs in Jean Pauls Briefkopierbuch (wo allerdings auch Nr. 862 fehlt) und bei Doering, vor allem aber der allzu freundschaftliche Ton machen den ganzen Brief verdächtig; vermutlich hat ihn Kunz aus vagen Erinnerungen rekonstruiert. 354, 30 Klage, wie ich sie schon hörte: z. B. von Matzdorff beim Titan, von Cotta bei den Flegeljahren.