Von Jean Paul an Carl Friedrich Kunz. Bayreuth, 13. Februar 1814.
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Eiligst nach dem Verspäten.
Hier folgt die schon im November vollendete Vorrede, welche
durch den trefflichen „Magnetiseur“ nur noch einen kleinen
Zusatz
(von Lob) erhielt. Ich habe vielleicht, um die
Unparteilichkeit eines361,5
Vorredners wenigstens von Einer
Seite zu behaupten, eher zu
wenig als zu viel gelobt. Ich
freue mich sehr auf die Callot’sche
Nachkommenschaft.
Das Honorar für diese Kleinigkeit mögen Sie selber bestimmen,
und mir, wenn Sie noch ächte Weine haben, es etwan in
diesen361,10
zu vertrinken schicken.
Die Auslassungen im Titel des Buchs ergänzen Sie in meiner
Vorrede gefällig.
Hennings Angaben über das Kampanerthal sind richtig. Aber
eine
zweite vermehrte Auflage werd’ ich
erst in der Sammlung meiner361,15
opera omnia geben. Leider hab’ ich zu oft in meiner frühern
mer-
kantilischen Dummheit und Sorglosigkeit
solche erbärmliche Be
dingungen wie die
einer bereicherten Ausgabe für 1½ Ld. und
ohne Bestimmung der Stärke der Auflage machen können;
daher
denn meine frühern Werke selten eine 2te Auflage erlebten. —361,20
Freunde versicherten mich, eine zweite Auflage des Kampanerthals
gesehen zu haben.
„Jeremias Henne“ hab’ ich mir zum Besehen bestellt, um den
Dieb meines Namens öffentlich zu hängen.
Ihr herrliches Leseinstitut will ich ganz allein halten, weil meine361,25
Wahl mit keiner fremden stimmen würde. Ich bitte Sie daher
mir
auf meine Kosten zwei Kästchen machen zu lassen. In
das erste,
sogleich mit Weber abgehende, packen
Sie sechs Bücher aus dem
beigelegten Verzeichnisse; in das zweite, während ich aus
dem
ersten lese, wieder sechs, so daß — da 14 Tage
Zwischenraum sind —361,30
ich allemal ein neues bekomme,
wenn ich ihm das alte zurückgebe.
Kurz eine solche Bundes
Lade, ein solches geistiges Flaschenfutter
muß immer für mich
auf dem Wege sein. Ich bezahle Sie für
diese Schriftkästen im
höhern Sinne, jedes Vierteljahr oder jeden
Monat nach Ihrem
jedesmaligen Lesegeld-Ansatze, welchen Sie362,1
bei dieser Unbestimmtheit und Größe der Gabe nach Ihren Ver
hältnissen zu verändern haben.
Sie fangen besser an, als andere Verleger fortfahren und endigen.
Besonders freue ich mich auf Schuberts Symbolik etc.
362,5
Leben Sie wol! Ich grüße Ihre Gattin und meine Freunde
unter den Ihrigen.
Jean Paul Fr. Richter
N. S. Für meine, mir unverzeihliche und ungewöhnliche Bücher362,10
zurückhaltung, welche durch das Hoffen
auf den „Magnetiseur“
entstand, setzen Sie mir in der nächsten Lese-Rechnung
eine Pönitenz
an, die mich für die Zukunft bessert.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Carl Friedrich Kunz. Bayreuth, 13. Februar 1814. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_836
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Staatsbibliothek Bamberg; ehem. Dr. Nathansohn, Dresden. 4 S. 8°. K: Kunz Bamb. 13 Feb. J 1: Doering S. 25×. J 2: Funck S. 71 u. 84× (undat.). 361,19 Stärke] davor gestr. Anzahl H 31 zurückgebe] aus mitgebe H 362,2 Gabe] aus Foderung H 6 meine] aus Ihre H 10 unverzeihliche] davor gestr. sonst H
Mit der Vorrede zu den Fantasiestücken, in der die genaue Angabe des Titels (s. I. Abt., XVI, 288, 20—22) noch offen gelassen war. — Kunz hatte sich, wie er angibt, nach Jean Pauls Vorschlag (354, 34f.) an Hennings gewandt, der aber für die Abtretung des Verlags und des noch großen Vorrats an Exemplaren des Kampaner Thals eine sehr hohe Summe verlangte. Kunz hatte darauf Jean Paul gefragt, ob er sich zu einer neuen Auflage verstehe. Die angebliche zweite Auflage ist vermutlich der 1801 bei Mäcken in Reutlingen erschienene, fälschlich als „Neue verbesserte Auflage“ bezeichnete Nachdruck (Bibliogr. Nr. 35). Jeremias Henne: ein 1794—97 bei Lübeck in Bayreuth erschienener Roman, der in Hinrichs’ Bücherkatalog Jean Paul zugeschrieben war. Weber: ein Fuhrmann. G. H. Schuberts „Symbolik des Traums“, Bamberg 1814.