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Korrespondenz

Von Jean Paul an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Bayreuth, 16. April 1814.

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Baireuth d. 16. Apr. 1814

Verehrter Herr Vater! Mein Schweigen auf Ihren gütigen371,32
Brief voll Liebe und Vorsorge für mich und die Meinigen, war
kein undankbares; ich wollte erst die bestimmtere Entscheidung über
die Pension abwarten. Diese werden Sie in dem beiliegenden371,35
offnen Briefe an H. St[aats] R[ath] v. Stegeman[n] (den ich Sie 372,1
zu versiegeln bitte) antreffen. Der Aufschub der Auszahlung ist
eigentlich mehr für als gegen meine Wünsche. Denn ich bekomme
dadurch Gelegenheit, an den Kaiser von Rußland, welchem ich das
Werkchen Mars und Phoebus Thronwechsel übersende, eine Bitte 372,5
zu thun, durch welche ich vielleicht mehr gewinne als durch die
Pension. Gleichwol bitt’ ich Sie um Ihre Verwendung bei H.
v. Stegemann, welcher auf seinen Wegen mir zu Hülfe kommen
möge.


Glücklicher als andere Schriftsteller hab’ ich mich durch die372,10
raubende Zeit geschrieben und jährlich mehr eingenommen als aus
gegeben. Auch politisch kam ich glücklich durch, da meine Daemme-
rungen
mich leicht hätten in die eines Davoust’schen Kerkers leuchten
können.


Beiliegendes im Dezember geschriebenes Werkchen darf ich Sie 372,15
schon zu lesen bitten, da es sich durch das allen meinen andern
Werken fehlende Verdienst empfiehlt, das kürzeste zu sein.


H. Langermann, der mir unersetzliche, sei herzlich gegrüßt. So
sehr ich mich auf seinen langen Brief freue, so freu’ ich mich doch
noch mehr auf sein Buch.372,20

Meinen herzlichsten Gruß an Ihre theuere Gattin! Leben Sie
froh in dem geretteten und rettenden Preußen!


Ihr
treuer Sohn
Jean Paul Fr. Richter
372,25
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Bayreuth, 16. April 1814. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=VI_861


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952. Briefnr.: 867. Seite(n): 371-372 (Brieftext) und 574 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin JP. 4 S. 8°. K: Tribunalrath Meyer d. 16 Apr. J: Wahr heit 8, 15×. 372,11 jährlich] aus immer H K

Mayers Brief ist nicht erhalten, vgl. aber Nr. 852. Langermann plante ein Buch über Natur und Heilung der Geisteskrankheiten, das aber nicht erschienen ist.