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Von Jean Paul an Siegfried August Mahlmann. Bayreuth, 16. August 1806.

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Bayreuth d. 16. Aug. 1806

Mein guter Mahlmann! Der 15te August — nach der alten Sage wurde der Teufel am ersten August vom Himmel geworfen auf die Erde, sie hat sich aber um 14 Tage geirrt — bringt durch sein Söhnchen wieder die Länder-Atropos, den Krieg, ins Schneiden und Zerschneiden. Kurz ich werde wahrscheinlich in 8, oder 14 Tagen fliehen müssen — wiewol ichs doch nicht thue, als bis der Feind die Gränze beschritten — Also ersuch’ ich deine Liebe für mich und meine Frau, daß du nach einem ganz gewöhnlichen meublierten Logis dich umsiehst und sogleich Handgeld darauf gibst.Die Miethzeit in Rücksicht der Dauer kann ich nicht bestimmen, etwa 1 Monat; in Rücksicht des Anfangs ist ein Spielraum von 14 Tagen nach Empfang dieses. Betten kommen uns nach. Es braucht blos 2 gewöhnliche Stuben zu haben, die fern von einander sein dürfen; die meiner Frau muß eine Schlafkammer für sie und die Kinder haben. Wahrscheinlich triebe später der Krieg mich am Ende nach Berlin. Auch nach einem Dienstmädchen bitte Minna zu forschen. Bayreuth gibt der König nicht her — und ein Paar andere Dinge nicht — auch nicht seine Ehre. Indeß ist noch nichts entschieden.

[ Lücke ]

In oder außer der Stadt — ist mir nur in so fern dann nicht gleichgültig, wenn es mehr kostet. Der Krieg frisset einem ohnehin das Geld aus dem Beutel auch mitten im eignen Vaterlands Frieden. Und doch müßte man froh sein, wenn der deutsche Geist und Muth wieder auf den Thron stiege, wär’ auch jede Stufe eine Leiche und Schlacht.

[ Schluß fehlt ]
Zitierhinweis

Von Jean Paul an Siegfried August Mahlmann. Bayreuth, 16. August 1806. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_234


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961. Briefnr.: 235. Seite(n): 100-101 (Brieftext) und 305-306 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Germ. Museum, Nürnberg. 3 S. 8°; 4. S. Adr.: An Mahlmann. Die obere Hälfte des 2. Blatts ist weggeschnitten, vermutlich weil sie auf der Rückseite die Unterschrift enthielt; in der oberen linken Ecke des 1. Blatts ein R. schwarz eingestickt. K: Mahlmann 16 Aug. A: IV. Abt., V, Nr. 109. 101,1 hat sich ... geirrt] irrte K 19 wär’ auch] aus und wäre H, und wäre K

Wahrscheinlich Beilage zu einem Briefe Karolinens an Minna Spazier. 100, 35f. Vgl. Bd. IV, 300,23. — In A bittet Mahlmann Jean Paul, zunächst bei ihm im Reichelschen Garten abzusteigen; auch Minna Spazier scheint sich erboten zu haben, Richters aufzunehmen, s. 173,12 .