Von Jean Paul an Johann Ernst Wagner. Bayreuth, 31. Oktober 1807.
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Lieber will ich kurz als spät schreiben, mein guter Wagner! Im
zweiten Theil der Levana, welche zu meiner Freude
wenigstens
einmal in Meiningen umläuft, gesetzt auch die Stadt hätte
sie, wie
ich vermuthe, von einer benachbarten geborgt — steht S. 408
eine
kurze, beiläufige und namentliche Anpreisung Ihres
Kunstplanes;174,35
so wie ich in diesem Theile, der
eigentlich der bedeutendste ist, auch
einmal des Herzogs
gedenke und einmal auf die Herzogin anspiele.
175,1
Vor der Hand, jetzt in dieser muth- und geldlosen und
unentschiedenen
Zeit sollten Sie — zwar nicht die
Bekanntmachung, aber doch die
vertheilte Einschickung Ihres
Kunstschulplans auf das nahe Jahr
verschieben, wo die
niedergebogenen Gipfel sich plötzlich mit neuer175,5
Schnellkraft aufrichten. Von T[ieck] und
S[chlegel] erwart’ ich
keine Hülfsthätigkeit. Auf Ihr Buch bin ich begierig. Schicken
Sie
mir es sogleich, wenn es da ist.
Zur Levana gehört ein scherzhaftes Ergänzungsblatt, das deren
365 Druckfehler berichtigt, sammt denen der Flegeljahre und
des
175,10
Freiheitsbüchleins.
Meiner guten Heim sagen Sie außer meinem Gruße, ob sie
es
nicht abscheulich fände, wenn ein Mensch in demselben
Augenblicke
sich den Mund zugleich von einem Eichhörnchen
und von einem
Spitze — um beide an einander zu gewöhnen —
belecken ließe? Ich175,15
bin leider der Mensch und ganz
ihrer Meinung. Leben Sie wol!
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Ernst Wagner. Bayreuth, 31. Oktober 1807. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_422
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
K: Wagner 31 Okt. * J 1: Mosengeil Nr. 6×. J 2: Denkw. 3,151×. Vollständig nach H gedruckt IV. Abt., V, Anhang Nr. 41. B: IV. Abt., V, Nr. 142. A: IV. Abt., V, Nr. 162. 174,31 Im] Meinen J 2 33 gesetzt] davor und J 1 35 kurze,] so J 2, fehlt J 1 175,1 Herzogs bis anspiele] so J 2, trefflichen Herzogs und der guten Herzogin gedenke J 1 3 — zwar bis doch] fehlt J 2 4 Kunstplanes J 2 6 Von bis 11 Freiheitsbüchleins.] fehlt J 2 15 Spitze] so K J 2, Spitz J 1 16 Leben Sie wohl! J 2, etc. J 1
Wagner hatte geschrieben, er habe von der Levana nur erst den ersten Band gelesen, da der zweite noch verborgt sei (vgl. Bd. IV, Nr. 719, 309,5—8). Er werde bald das schon halb gedruckte erste Bändchen seines neuen Werks („Reisen aus der Fremde in die Heimat“) schicken, dem als Beilage sein Kunstplan (s. Bd. IV, zu Nr. 303) angehängt sei, und bitte, ihm Adressen von Bekannten, z. B. von Tieck und Friedrich Schlegel, mitzuteilen, an die er das Buch senden könne, um für seine Idee (einer Kunstschule) Propaganda zu machen. Er hatte dringend um baldige Antwort gebeten. 174, 34ff. I. Abt., XII, 390,16—20 (Kunstplan), 273,30f. (Herzogin von Meiningen), 298,36ff. (Herzog).