Von Jean Paul an Johann Friedrich Vieweg. Bayreuth, 21. März 1808.
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Das herrliche Geburtstags-Geschenk — denn wirklich ist heute
der meinige — und Ihr freundschaftlicher Brief haben mir
viele
Freude gebracht. Desto weher that mir der Brief, den
ich den206,20
15ten März schreiben
mußte. Wäre Ihr heutiger vom 12ten dies.
8 Tage früher gekommen: so hätten Sie die 2 Bändchen
verlegt.
Ob Sie mir gleich aufs Wort vertrauen: so schreib’ ich doch
die mich
rechtfertigende Stelle aus Mohr’s Briefe her:
„— und haben Sie alsdann Ihre Schrift noch keiner andern206,25
„Buchhandlung übergeben, so werden wir mit Freuden unter den an
„geführten Bedingungen (4 Ld. pr. Bogen) den Verlag derselben
„übernehmen. Es versteht sich übrigens von selbst, daß Sie durch
„diesen ungewissen Stand keines wegs geniert sein dürfen.“
Der eine Ld’or mehr für meinen lustigen Fibel oder eigentlich
206,30
der eine für die v[ermischten] Schriften
weniger, bezieht sich darauf,
daß diese 2½mal so stark und mit
schon gedruckten erscheinen.
Da ich nicht reisete, so hab’ ich hier Ihr pr. cour.,
besonders die
größere Münze ohne Schaden, wenn auch nicht
bequem angebracht.
Sie nehmen also in Ihrer Berechnung den
vollgültigen Stand206,35
desselben vor dem Kriege an, den Ldor zu 5 pr. Thalern. Welche207,1
Münzsorte
Sie mir jetzt senden oder auf welche ich an Sie anweisen
soll:
bestimmen Sie selber. — —
Ich brauche nur in der Phantasie eines meiner drei Kinder unter
die Erde zu legen: so kenn’ ich Ihren ungeheuern Schmerz.
Heile ihn207,5
der Frühling aus, so wie er Ihnen durch Grün
und Blumen die
dunkelste Erdstelle für Sie, verdeckt! —
N. S. d. 22. März. Die Post drängt mich so, daß ich wirklich
nicht den Brief an unsern Campe erst in einen Umschlag
bringen
207,10
konnte.
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Johann Friedrich Vieweg. Bayreuth, 21. März 1808. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_504
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Vieweg-Archiv, Braunschweig. 3½ S. 8°. Die Nachschrift sehr flüchtig geschrieben. K (nach FB Nr. 62): Vieweg 21 März. J: Friedrich Vieweg & Sohn in 150 Jahren deutscher Geistesgeschichte (1936), S. 178. B: IV. Abt., V, Nr. 166. 206,21 heutiger v. 12ten dies.] aus jetziger [?] H 31 für] davor gestr. dort bei H 33f. besonders die größere Münze] nachtr. H 207,1 den bis Thalern] nachtr. H
Vieweg hatte im Auftrag seines Schwiegervaters Campe den 1. Band von dessen „Wörterbuch der deutschen Sprache“ (1807) übersandt und in dem Begleitbrief sich zum Verlag der zwei Bände Vermischte Schriften zur Michaelismesse, den Bogen zu 4 Friedrichsdor, bereit erklärt. Da er nicht wisse, wie Jean Paul das Preuß. Courant, das er ihm „in jener fatalen Zeit“ habe zahlen lassen müssen, annehmen können, solle ihm Jean Paul eine Berechnung vom Ganzen machen, der Rest solle augenblicklich folgen. 206, 24 Mohrs Brief: an J. P. IV. Abt., V, Nr. 154. 207, 4 —7 Vieweg hatte ein acht jähriges Töchterchen durch den Tod verloren, zwei andere Kinder waren todkrank gewesen.