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Korrespondenz

Von Jean Paul an Auguste Schlichtegroll. Bayreuth, 27. Oktober 1808.

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[ Bayreuth, 27. Okt. 1808 ]
242,17

Vor der Ehe schreiben Frauen fast zu viele und lange Briefe; in
ihr fast nur Billets und nichts Langes, sie müßten denn etwas zu
waschen haben, Köpfe oder Weißzeug. Würde in München nicht 242,20
zuweilen etwas gedruckt: so hielte ichs für das 2te Hercul[anum],
das erst ans Tageslicht zu graben wäre. — Ich wollte, ich wäre bei
Ihnen und Sie lachten mich aus und gäben mir dabei ein freund
liches Wort und einen noch schöneren Blick.


Und doch wird eine solche Sünderin noch gehoben durch einen242,25
Sünder, der nicht einmal auf vergangne Briefe — geschweige, wie
ich doch haben will, auf zukünftige — Antwort gibt. Durch H. [v.
Seckendorff]
sandt’ ich ihm einen langen Brief. Ihnen gibt er
gewis eine Antwort; und diese geben Sie mir mit der Ihrigen: so
hab’ ich ein Stückchen Nachsommer. — Meine Kinder nehmen zu 242,30
an Weisheit und Verstand und Leib; beim Vater ist dieß, letztern
ausgenommen, nicht wol mehr möglich. — Lassen Sie mich immer
noch wie ein altes Familienportrait in irgend einem Winkelchen
Ihrer Gehirn- oder Herzkammern angelehnt stehen. Ihr Bild hin
gegen nimmt in meinen gar zu viel Platz weg.242,35

Zitierhinweis

Von Jean Paul an Auguste Schlichtegroll. Bayreuth, 27. Oktober 1808. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_585


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Textgrundlage
D: Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 5. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1961. Briefnr.: 586. Seite(n): 242 (Brieftext) und 368 (Kommentar). Konkordanzen Druck-Digitale Edition

Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen

H: Berlin acc. ms. 1905. 52 (derzeit BJK). 3 S. 8°. *K (nach Nr. 582): Schlichtegrolle [!] 27 Okt. Vollständig nach H gedruckt IV. Abt., V, Anhang Nr. 54. A: IV. Abt., V, Nr. 196. 242,31 beim] aus vom H 32 wol mehr] aus so gut H 35 in meinen] aus bei mir H Platz weg] aus Raum ein H

242,26 Sünder: Jacobi, vgl. Nr. 552. Auguste erwiderte, sie habe Jacobi diese Stelle „mit Salbung vorgetragen“, aber keinen Eindruck damit gemacht, da er vielmehr Jean Paul in seiner Schuld wähne, indem dieser selber seinen letzten Brief für keinen erklärt und auf einen nächstfolgenden vertröstet habe. (S. aber 229,8 .)