Von Jean Paul an Friedrich Heinrich Jacobi. Bayreuth, 21. Februar 1805.
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Ists denn ganz wahr, Heinrich, daß du im März als Akademiker
nach München gehst? Dann ists mir unmöglich, an dich zu
schreiben,
25,5
weil vor der Hoffnung, dich zu hören und zu sprechen,
jede Schreiberei
ihren Glanz und Werth verliert. — Du mußt mich
dann entweder
im Durchschneiden unseres fränkischen Kreises
unterwegs besuchen,
oder ich dich in München, wohin ich sehr leicht als Radius aus
meinem
Kreise und Umkreise hinreisen kann. Bei Gott, ich muß dich
lebendig25,10
haben, der Jüngere muß sich am Ältern
stärken, indeß es sich
physisch im Bette umkehrt oder in der
Schulstube. Nur dieß sage
oder lasse sagen, wo und wie wir uns
sehen, ja wo möglich die
Terzie der Ankunft. Schwäche mich ja
nicht, wenn du erscheinst;
sonst werd’ ich jenseits verdammt.
Und wie herrlich würde meine25,15
Frau deinen Schwestern
zusagen und dir auch! Und mein köstliches
frisch-grünes Kinder-Kleeblatt! Vom Stengel, vom Vater,
ver-
sprech’ ich mir eben nicht viel; und es
ist auch genug, wenn er mehr
sich als andern verspricht. Lebe
wol, Bruder!
Richter
Zitierhinweis
Von Jean Paul an Friedrich Heinrich Jacobi. Bayreuth, 21. Februar 1805. In: Digitale Neuausgabe der Briefe von Jean Paul in der Fassung der von Eduard Berend herausgegebenen 3. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe (1952-1964), überarbeitet von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/brief.html?num=V_67
Kommentar (der gedruckten Ausgabe) Siglen
H: Berlin JP. 2 S. 8°, 4. S. Adr.: Jacobi. K (nach FB Nr. 19): Jacobi 26 [!] Feb. J 1: Wahrheit 7,19. *J 2: Jean Pauls sämmtl. Werke, 2. Aufl., Bd. 29, Berlin 1842, S. 329. 25,6 vor] aus mit davor gestr. neb H 8 fränkischen] nachtr. H 9 aus] aus von H 10 und Umkreise] aus aus H 13 lasse] aus lass’ es H 17 Kleeblatt von Kindern K
Einlage in Nr. 65. Perthes hatte am 9. Febr. geschrieben, daß Jacobi im Mai (Jean Paul hatte anscheinend März verlesen) als Akademiker nach München gehe.