Briefe filtern
Ich stelle meine zwei Entschuldigungen, theuere Freundin, sogleich voraus, um unbefangner mit Ihnen fortzusprechen: Ihren ersten Brief bekam ich nicht, den andern heute; und meine Reise wurde durch die Brustwassersucht meiner Mutter verschoben. — — [...]
Gute Emilie! So nenn’ ich Sie künftig: schon in meiner Kindheit klang der Name Emilie meinem Herzen weissagend-schön. — Ich sezte eilig voraus, daß Sie bei mir die moralische Unmöglichkeit vor aussezten, gegen mein Ehren-Wort — das ich meinem blossen Worte weit vorzieh [...]
Erst gestern bekam ich Ihren Brief; über Ihr Schweigen tröstet[e] mich nur meine Kentnis der Schnecken- und Austerpost von Weimar. — Ihr Bild hieng wie eine Sonne zwischen meinen andern Bildern, und diese hiengen als Nebensonnen um sie. Ih [...]
Den 30ten Sept. bekam ich Ihren Brief, gute Emilie. Ich bin unschuldig, Emilie — ich glaubte nichts zu sagen als was ich schon mündlich gesagt — ich liebe Ihre (möcht’ ich sagen) metrische Seele unbeschreiblich und ewig — und wie [...]
Mein Ihnen so unähnlicher Ort und Ihr Ihnen so gleicher Brief machen, daß ich eine ¼ Stunde nach seinem Empfang mit der über quellenden Seele, womit ich oft in den Stunden des schaffenden Enthusiasmus mich auf den Klaviertasten ausströme, für den emp fangnen die [...]
Den Nachklang Ihrer gestrigen schönen Stimmung brachte ich den ganzen Abend nicht aus meiner Seele; und ich wäre darum so gerne gekommen, wenn nicht das Essen und Bescheeren gerade in die ab geredete Stunde gefallen wäre. — Hier lesen Sie aus meinen Teufels Papieren [...]
Mein verhärteter peinlicher Widerstand gegen ihr Herz. Wie kont’ ich gegen dieses feuchte Auge vol sanfter Trauer, gegen dieses hohe ver trauende Herz so kalt und düster sein? Mein rauhes Innere kam von meinem berührten Freiheitssin her. Ich wil von nic [...]
Gott zerreiss. ihr Herz vor diesem Bild in eine Thräne nach der andern — man befehle mir zu befehlen, so thu’ ichs nicht — ich habe niemand getäuscht als einige Stunden mich — diese kalte Klugheit lässet uns nicht so viel Menschen übrig als in eine Loge [...]
Nicht wir sondern das Schiksal stellet uns gegen einander in Streit. Meine medizinische, ästhetische etc. Lage fodern [!] von mir dieses getheilte algegenwärtige Leben. Die Unähnlichkeiten, die jezt zwischen uns nur Schranken sind, würden einmal, wenn Ihr schöner [...]