Von Jean Paul an Amöne Herold. Schwarzenbach a. d. Saale, 2. Februar 1791.
Ich bin begierig, was ich in diesem Zwillings- und DoppelsonatenBriefe vorbringen
werde. Da ich mündlich mit Ihnen hinter Ihrem Tischgen sprechen darf: so darf ichs auch wol
schriftlich hinter meinem. Darf ichs nicht: so müssen Sie mit mir zanken; und die [...]
Von Jean Paul an Amöne Herold. Schwarzenbach a. d. Saale, 15. Oktober 1792.
Der Jean Paul wäre gar zu undankbar, wenn er, da er immer nur bekömt und Sie immer
nur geben, nicht wenigstens eine Dankadresse gäbe für die rekrutierten und für die abgedankten
Noten. Ich wünsche, daß mir die Komponisten so gefallen wie di [...]
Von Jean Paul an Amöne Herold. Ohne Ort, 12. Februar 1793.
Der Sontags Abend war das stürmende Aequinokzium, das allemal den Uebergang von
einer Jahrszeit in die andre macht und auf das jezt der stillere sanfte wolkenlose vom Julius
und Januar gleich weit entfernte Nachsommer erfolgt. Meine Vorwürfe und Launen sind jezt
geendigt und Ihre Pla [...]
Von Jean Paul an Amöne Herold. Ohne Ort, 11. April 1793.
Es gab eine Hand, die ich halten wolte bis meine zerstäubte — es gab eine Freundin,
der ich zu viel gegeben, die mir zuviel genommen— es gab eine die mich eben so viel Thränen der
Freude als des Kummers kostete — es gab eine, zu der ich in einer elysischen Minute sag
[...]
Von Jean Paul an Amöne Herold. Ohne Ort, 25. Mai 1793.
Die Hälfte dieser Wolken ist schon vorübergezogen in den schönern Farben, die ihnen
mein Herz wünschte — aber o gütiges Schiksal, versage nicht allen den Freunden, die ich liebe,
die Gesundheit und heile nicht blos das Herz sondern auch die Nachbarscha [...]
Von Jean Paul an Amöne Herold. Hof, 27. Dezember 1794.
Es kostet mich alle Anspannung des kühlern Nachdenkens, daß ichmich zu einem
warnenden Worte zwinge, eh’ ich meine Empfindungenmit Ihren zusammenfliessen lasse. Und dieses
Wort, das ich bald abkürzen werde, ist: daß Sie doch nicht den Schmerz für etwas halten,dessen
[...]
Von Jean Paul an Amöne Herold. Hof, 8. Januar 1795.
Wenn nach 60, 70 Jahren — weil das Blat, aus unsern Kleiderngemacht, doch länger
dauert als die, die sie tragen — irgend ein fremdesAuge auf diese fremde Hand zu einer Zeit
stösset, wo wir doch alle inunserm eignen Staube schlafen nicht mit zugedrükten, sondern
ausgehöl [...]