Briefe filtern
Ach die wenigen Zeilen haben mir Thränen verursacht, mir — der wenig Freud’ hat; denn wo wäre sie? — und der auch diese einigen bald missen mus. Wenn ich vielleicht weg bin: so seh’ zu Nachts zu deinen Gängen in den Garten hin, wenn sie der Volmond beschim mert — und denke dan d’ran — wie wir ie [...]
Ich danke dir für deine Bemühungen und bitte dich zugleich, daß du deinem Herrn Vater, an meiner stat, meinen schuldigen Dank ab stattest. Deinen Vorschlag hab’ ich befolget und die Obligazion nach deiner Vorschrift eingerichtet. Vie [...]
Ungeachtet ich krum und lam nicht durch die Räder sondern den Wagen gerädert angekommen bin, und noch nas von der Ölung der lezten Poststazion, so sez’ ich mich doch eilig her, um dir ein Ding zu schreiben, was du für keinen Brief, sondern für ein Stük Papier halte [...]
Da mir nicht gleich ein Anfang zu diesem Brief einfält, so wil ich von den Anfängen der Briefe überhaupt reden. Lessing sagt „man spricht am meisten von der Tugend, wenn man sie nicht hat“ ich rede vom Anfange, weil ich keinen habe. „Ihr lügt [...]
Es war einmal ein Nar, der wonte aber in einer Stad, worin nicht wie in andern Städten viele Narren, sondern lauter Narren wonten. Die Honoraziores daselbst trugen eine bestimte Anzal Schellen an ihren Müzen und auf diese Schellen war ein schöner Esel geprägt. Mein [...]
Ich schikke dir hier deinen Mantel und blos die kalten Winde, von denen ich mir gar keine Vorstellung in Leipzig gemacht hatte, sind schuld, daß ich dir für ihn, so wie für die Überziehhosen weit mehr danken mus als ich anfangs nöthig zu haben [...]
Es ist mir ordentlich als wenn ich nach langer Zeit dich wieder einmal sähe, da ich dir schreibe. Aber wir wollen iezt noch nichts mit einander reden, sondern stilschweigend zuhören, was unsere Briefe, dieser und dein lezter, mit einander reden werden. Doch kan ich [...]
Anstat einer langen Klage über dein Stilschweigen wil ich vielmehr ein Mittel dagegen hersezen. Ich habe nämlich an mich selbst ge schrieben, wie etwan Sonnenfels seine Werke seinem eignen Herzen zueignete. Diesen Brief, den du an mich ablässest, s [...]
Ich habe mir vorgenommen, wenn du tod bist und ich nicht, deine Briefe an mich zum Drukke zu befödern: ich dürfte sie sogar, fals ich keinen Verleger dazu fände, auf meine eigne Kosten drukken lassen. Eine kleine Vorrede würd’ ich ihnen vorausschikken, die ich lieber [...]