Briefe filtern
Ich bin begierig, was ich in diesem Zwillings- und Doppelsonaten Briefe vorbringen werde. Da ich mündlich mit Ihnen hinter Ihrem Tischgen sprechen darf: so darf ichs auch wol schriftlich hinter meinem. Darf ichs nicht: so müssen Sie mit mir zanken; und [...]
Der Jean Paul wäre gar zu undankbar, wenn er, da er immer nur bekömt und Sie immer nur geben, nicht wenigstens eine Dankadresse gäbe für die rekrutierten und für die abgedankten Noten. Ich wünsche, daß mir die Komponisten so gefallen wi [...]
Der Sontags Abend war das stürmende Aequinokzium, das allemal den Uebergang von einer Jahrszeit in die andre macht und auf das jezt der stillere sanfte wolkenlose vom Julius und Januar gleich weit entfernte Nachsommer erfolgt. Meine Vorwürfe und Launen sind jezt geendigt und Ihr [...]
Es gab eine Hand, die ich halten wolte bis meine zerstäubte — es gab eine Freundin, der ich zu viel gegeben, die mir zuviel genommen — es gab eine die mich eben so viel Thränen der Freude als des Kummers kostete — es gab eine, zu der ich in einer elysischen Minute [...]
Die Hälfte dieser Wolken ist schon vorübergezogen in den schönern Farben, die ihnen mein Herz wünschte — aber o gütiges Schiksal, versage nicht allen den Freunden, die ich liebe, die Gesundheit und heile nicht blos das Herz sondern auch die Nachbar [...]
Verweilen Sie gerne, liebe Amöne, auf dem kleinen blassen aufs Papier geworfnen Wiederschein meiner Seele vol Liebe und Wünsche für Ihren Tag. Ich stehe erweicht neben Ihnen und sehe, wie aus einer lichten Wolke die geliebte Mutter auf Sie herabschaut und mit den geliebten [...]
Diese Anrede kan im Grunde meine ganze Antwort sein. — Ich wil aber lieber mein Vergnügen verdoppeln und Ihnen das Nämliche heute noch mündlich und schriftlich sagen. Der gestrige Argwohn, der Sie betraf, war kaum halblebendig bis Sie ihm durch die blosse Voraussezung desselben erst das Leben gabe [...]
Es kostet mich alle Anspannung des kühlern Nachdenkens, daß ich mich zu einem warnenden Worte zwinge, eh’ ich meine Empfindungen mit Ihren zusammenfliessen lasse. Und dieses Wort, das ich bald ab kürzen werde, ist: daß Sie doch nicht den Schmerz für etwas halten, de [...]
Wenn nach 60, 70 Jahren — weil das Blat, aus unsern Kleidern gemacht, doch länger dauert als die, die sie tragen — irgend ein fremdes Auge auf diese fremde Hand zu einer Zeit stösset, wo wir doch alle in unserm eignen Staube schlafen nicht mit zugedrükten, sondern aus [...]