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Leipzig den 1ten November 1805

Was werden Sie von mir denken theuerster bester Freund, daß ich mit der Besorgung Ihres Auftrages so lange säumte. Wenn Sie nun gar gedacht hätten ich wäre mit Ihrem blanken Gelde in alle Welt gegangen. – So ist es nicht, und ich bin noch an Ort und Stelle, auch vergeht einem wohl das Durchgehn auf den [...] d urchnäßten eisigen Wegen, denen der liebe Gott so ungebührlich früh ihren Herbststaat ausgezogen hat. Ist es nicht schrecklich daß wir schon so viel Holz in den Ofen stecken müßen, und alle Pelze anziehen müßen die wir haben?

Tausend Dank theurer redlicher Freund für ihr Geschenk. Wir besitzen beyde Bücher in Kompagnon nicht [...] wie etwa unsere Herzen, denn die ein Jeder hat ein das jeder Seinige für sich; allein aus Wiederspruchs Geist lieset M. zu erst den Johannes, und ich die Satyren. Nicht umgekehrt, wie Eure Hoheiten es haben wollten.

Es giebt hier manchen guten Menschen mit dem man von so einen guten Menschen wie Sie sind, lieber Falk mitunter reden kann. Die Nahmen |2 thun nichts dabey – nicht wahr?

Ich hätte Ihnen gern ein Exemplar meines eleganten litterarisch frivolen, Toiletten Andachtsbuch, mit beigelegt. Aber es fehlt noch am Buchbinder der sich gewaltig damit angreifen soll, wie ich gehört habe. So bald eins da ist, erhalten Sie oder vielmehr Ihre liebreizende Frau, die ich nebst dem kleinen Zubehör der holdseeligen Angelika, mit inniger Rührung begrüße so wie auch Schütz, sammtlich das Ihnen gebührende .

Gelesen habe ich noch nicht viel in Ihrem Buche, aber doch genug um mich darüber zu freuen. DerArzt und die Tyrolerin , sind ungemein reizend gehalten. Ich mochte sagen das:"Ruh' mit der Gnad'" der kleinen Verliebten , ist recht sinnverführend – wenn das nicht gegen die Decenz wäre.

Leben Sie wohl theurer Freund – schicken Sie mir nur recht viel Wechsel damit es Ihnen [...] nie an Louis d'ors fehle; sie sind das Einzige womit man sich die elende ennuyante Welt, vom Halse halten kann.

Minna Spazier.

Zitierhinweis

Von Minna Spazier an Johannes Daniel Falk. Leipzig, 1. November 1805, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0145


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Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1D,14
1 Dbl. 8°, 2 S.