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Leipz. 1 Octbr. 3.

Wie mags doch kommen, werthester Freund, daß Sie, so ganz Ihrer Zusage ungetreu, mir nie das Geringste von Wien aus gesprochen haben? Können Sie das wohl vor Ihrem poetischen Gewissen verantworten? Wie soll das werden, wenn Sie Alles drunter u drüber gehen laßen u nicht bisweilen mit der Zornruthe drein schlagen!

Was habe ich geharrt, wie all den schönen Sachen entgegen gesehen, die ich mir einbildete, von Ihrer freundschaftlichen Hand zu erhalten! – Und wenn Sie denn nun auch die Schätze Ihres Tagebuchs in Summa dereinst dem Publikum geben wollten, so, dächte ich doch, wäre es doch wohl so uneben nicht, |2 Einiges vorweg zu verbreiten u damit meine Blätter zu zieren. Ich will nicht beschwerlich seyn; aber auffrischen mußte ich doch meine Rechte, die Sie mir selbst gegeben haben

Von der Literaturzeitungs-Geschichte spreche ich Ihnen nicht; Sie werden schon davon wissen. Auch von Kotzeb. nicht, der auf der Flucht nach Paris ist, u dem Freim. seinen geliebten Merkel vermacht hat . Er ist aus dem Felde geschlagen, kein Zweifel. Gelbschnabel u Naseweiß haben ihm gewiß mit dem Dampf gethan.

Müller – der gute Mensch – wird |3 Ihnen diese flüchtigen Zeilen zustellen, die ich in größten Wirrwarr schreibe. Ist er Ihnen lieb geworden?

Ich bitte Sie, laßen Sie bald etwas von Sich hören, u beruhigen Sie mich wenigstens wegen meiner Besorgnis, es mögte Ihnen etwas mit mir nicht recht seyn. Man weiß nicht, wie man manchmal Euch, Merkuliaten Männern , zu nahe tritt.

Leben Sie wohl

Ihr
ergbnster

Spazier

Zitierhinweis

Von Karl Spazier an Johannes Daniel Falk. Leipzig, 1. Oktober 1803, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0181


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Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1D,13
1 Dbl. 8°, 2¾ S.


Korrespondenz

Der Brief wurde nach Wien überbracht von August Eberhard Müller.