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Leipzig 25 Novbr 809

Ihr Brief auf den ich sehr begierig wartete ist vorgestern angekommen, und hat mich von verschiedenen Punkten aus lebhaft angeregt. Der Haupteindruck ist Eduards Gefahr und wunderbare Rettung gewesen, wofür ich Gott, mit Ihnen, aus gerührtem Herzen ein Dankopfer bringe. Eduard hat meine ganze Liebe, und ich hätte kaum mehr für mein eignes Kind beben können, als ich beim durchlesen der Zeilen bebte, die seine Gefahr und Ihren Zustand schilderten. Nehmen Sie ihn ja während des Reconvaleszierens in Acht. Ein Rückfall würde ihn gewiß todten. Hüten Sie jedenihn mit eignen Augen – nicht einen Augenblick darf man ihn jetzt aus der Acht laßen.

Hier sind die kleinen Kanonen mit den bleiernen Kriegsmännern. Es war nur Infanterie zu haben – die französische Kavallerie sahen wie ich sie in den Schachteln vorfand, nahmen sich gegen diese Infanteristen winzig und elend aus, wie Schattenmänner gegen wirkliche Soldaten. Als wären sie aus Persiflage gemacht von irgend einem aufgedunsenen österreichischen Helden. |2 Ich sah mich vergeblich nach imposanteren Blei Kerlen um. Nur die sächsischen Reuter kamen mir bärbeißig vor, sSie bestehen aber auf Franzosen –

Sagen Sie Ihrer lieben Frau daß ich über die Küche für Rosalie, mit dem Kaufman einig geworden bin. Er hat nur noch zwei die niedlich und zugleich nicht übertrieben groß sind so daß man sie bequem mit allem Zubehör in eine mäßige Schachtel packen kann. Bis Montag über acht Tage will er diese Küche aufheben und abwarten ob ich sie abhohlen laße. Dann aber verkauft Er er sie dem nächsten Käufer. Der Preiß ist drei Thaler, acht Groschen. Vor der Hand steht ein sehr eleganter Koch in dieser Köchin Küche . Ich denke aber Rosalien wird eine Köchin lieber seyn, und habe daher bestellt daß [...] ein Tausch vorgenommen werde, Ihre Frau mag sich nun entschließen und mir binnen acht Tagen Bescheid geben. Die Soldaten und Kanonen kosten einen Thaler. Gern hätte ich die Kanonen größer gehabt |3 allein die größeren waren gegen das Format der Bleimänner, im unschuldichsten Verhältniße.

Adieu für diesmal. Es ist mir unmöglich heute weitläuftiger zu seyn.

Ich bitte Sie dringend mir die weiteren Nachrichten von Eduards Wiederherstellung nicht vorzuenthalten. Nachstens mehr.

von Minna Sp.

Für die Beiträge zur Urania danke ich herzlich auch über diesen Gegenstand in meinem nächsten Briefe ausfuhrlicher.

Zitierhinweis

Von Minna Spazier an Johannes Daniel Falk. Leipzig, 25. November 1809, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0226


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Textgrundlage

H: GA, 15/II,1D,14
1 Dbl. 8°, 2½ S. Auf. S. 4 Siegelspuren und Adresse: "Herrn | Legationsrath Falk | Wohlgebohren | in Weimar | hiebei eine | Schachtel mit Spielsachen | signiert H. F."