Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, zwischen 20. und 28. Juli 1822

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In Ermangelung anderen Papiers, nehme ich ein Billet von der Herder wobei Du zugleich ihre Handschrift sehen kannst. Gestern kam Dein lieber Brief der mich wegen der guten Nachrichten die Du uns mitteilst unbeschreiblich froh machte. Es war gut daß Du vor Weldens Abreise noch einmal an mich schriebst, weil die gute Welden mich mitnehmen wollte. Allein nur im Fall schmerzlicher Sehnsucht oder Krankseins, würde ich alle die Rücksichten bei Seite gesetzt haben, von denen ich Dir schrieb, um in jetziger Zeit die Reise zu Dir zu machen. Da Du nun vollkommen wohl bist, so werde ich anstatt meiner nur einen Kirschkuchen, Flicklappen, dein Monatsgeld und das Geschenk an Auguste mit Weldens zu Dir befördern. Sie reisen am Mittwoch ab, können also Donnerstag Abends in W . sein und Fanny eilt gewis gleich zu Dir, um mit Dir herzlich froh zu sein. Sie bleiben wohl 3 Tage, und es wird Dich dieses Wiedersehen sehr glücklich machen. Wäre ich mitgekommen es wäre fast zu viel auf einmal gewesen besser ist es, wir theilen es ein.

|2 Wie gern ich Dich sehen möchte, Du liebes Kind, kann ich Dir nicht sagen. Ich stelle mir Dich weit stärker und größer vor als sonst und von Allen als ein Vorbild in Güte und Verstand, geliebt. Es ist schön daß Ihr Euch Alles so mittheilt. Wie freut es mich daß meine Zuversicht zu dem glücklichen Verhältnis im dortigen Hause, sich bewährt hat, und Du Dich fortwährend heimisch fühlst, was ich gleich empfunden habe. Dies ruhige friedliche Dasein ohne Vorwürfe, und ohne Sorgen, ist etwas unschäzbares. Daß Deine Hüfte schon eingezogen ist, begreife ich nicht. Übertreibe nur nicht die erfreulichen Berichte, sonst möchte der Vater Dich nicht lange genug dort lassen. Der Vater ist wohl, und arbeitet jetzt an einen kleinen Aufsatz in der Abendzeitung worin er den Dresdnern dankt. Jetzt ist die älteste Bomhard wieder hier, welche bei der Herzogin von Sagan war. Am Montag waren wir alle bei Ranzows zur einem großen Thee, obgleich wir uns keine Besuche gemacht haben. Ilsette Barner[...]

|4 daß beim ersten Herumfahren mit Karren, sie uns persönlich haben besuchen wollen, welches uns nicht ausgerichtet war und sie nun auf unseren Besuch gewartet hatten, und nicht begreifen können, warum wir nicht kamen. Dem sei nun wie ihm wolle so freute mich die Einladung so guter Menschen sehr. Emma war recht glücklich, ich hatte ihr dazu eine breite blaue ecossais Schärpe gekauft. Am Sontag werde ich hingehen ich habe die Gr. Ranzow sehr lieb.

Emanuels, Otto’s grüßen Dich geliebte Seele recht herzlich. Ich küße Dich tausendmal und bitte daß Du bald schreibst. Wolle und alles soll meine fleißige liebe Künstlerin haben. Grüße alle Falks, Heyne Auguste etc. recht sehr von Deiner

Mutter

Der Vater grüßt Dich sehr.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, zwischen 20. und 28. Juli 1822. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0235


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3 S. (S. 1, 2 und 4 beschrieben). Auf S. 2 unter dem Text auf dem Kopf stehend Adr.: An Frau | Frau Legationsräthin Richter, S. 3 Billet von Luise Herder an Caroline Richter aus dem Juli 1822. Das Blatt wurde neu gefaltet.


Korrespondenz

A: Von Odilie Richter an Caroline Richter. Würzburg, 29. Juli 1822, Montag

Zur Datierung: Der Aufsatz ("Berichtigung eines chronologischen Irrtums") war am 28. Juli 1822 fertig, vgl. Jean Pauls Brief an Karl und Luise Förster vom 28. Juli 1822. Der Brief stammt also aus der Zeit zwischen dem 20. und 28. Juli 1822. Er befindet sich auf dem Billet von Luise Herder an Caroline Richter vom Juli 1822, das zu diesem Zweck neu gefaltet wurde.