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Freitag 1820.
Juny

Meine beste Mutter!

Ich habe eigentlich jetzt weniger zu schreiben als vorher; blos Nachrichten von Einladungen u dergleichen. Dem Vater geht es sehr gut; aber weiter nichts Er ist gestern bei e. Gräfinn zu Mittag u bei Yelin zum Thee eingeladen gewesen. Schlichtegroll kam neulich am Morgen zum V. u suchte ihn zu bereden, Mitglied u zugleich Einwohner von München zu werden; anfangs war nichts entschieden, dann für die abschlägige Antwort. Ich möchte gern Deine Meinung wissen. Welden hat schon längst einen Brief abges en ch ickt u sie kann nichts darüber. Der alle Sömmering wird immer vertrauter; so wie Manns gefälliger; heute wird die letzte italienische Oper gegeben, die d.V. besucht ; eine der schönsten u gepriesensten. Emma soll mir doch wenigstens eine Oper nennen, die sie gern wünscht. Der V. erlaubt es gern. Er weiß auch jetzt keine Spielsachen v. Nürnberg, ober gleich dieses im Rückweg passirt, mitzubringen. Der Sohn von Voelderndorf besuchte ihn nebst einem gewissen Imhof. Bei Hof war er sehr gelobt von der Königinn. Meiner guten Emma gieb einen Kuß von mir aus, sie glaubt, ich liebe sie nicht mehr, da ich in dem vorigen Brief über ihr Jammern mich beklagte; sonst muß ich jammern; ich fühle mich jetzt theilweise zu Hause; allein der Augenblick, wo ich Dich geliebte M. wieder sehen werde, wird der noch rührendste sein . Hast Du vielleicht etwas zu bestellen; sag es mir in Geheimen, alles besorg ich; vielleicht etwas für E. auf den kommenden G.g. [...] Tankredi ist gegen alle Erwartungen schlecht ausgefallen. Der Charakter der Italiener taugt bei für ernsthaften Gegenständen nicht. Schlichtegroll kam heute am Morgen (Sonnab.) wieder mit einer Einladung auf Morgen zu Mittag;

|2 Das Wetler ist jetzt abwechselnd. Eben kam ein Brief von unserm edlen Voss , der von Heidelberg nur Gutes brachte. [...] "Sand empfängt in der ganzen Umgegend die Verehrung eines Heiligen. Der Richtplatz ist zum Garten eingeweiht; täglich findet m frische Blumen dort u neue Denksprüche, knieende Waller p. Unter den Schülern ist für ihn die feurigste Begeisterung, so unter Greisen u Greisinnen, nicht aber bei den Adelichen." So Neues ist nicht viel zu sagen. Meiner Emma sag ich herzlichen Guten Morgen u meiner Odilie u Dir, gute Mutler. Bald soll ein andrer B. folgen. Guten Morgen mein Emanuel u Otto!

Euer Max.

Zitierhinweis

Von Max Richter an Caroline Richter. München, 16. bis 17. Juni 1820, Freitag und Samstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). Textredaktion der Briefe von Max Richter: Dürten Hartmann. In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0332


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 1⅓ S.


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