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auf meiner villa d. 17ten

Meine liebe Caroline!

ich habe durch Herrn Langermann , u den jungen Gerlach Briefe von Dir erhalten. Sie sind mir durch ihre Hertzlichkeit unendlich viel werth, weil ich an Innigkeit mit meinen Kindern immer gewöhnt war, u gleichwohl dieser Quell durch Ernestinens u Gustchens würklichen Tod , [...] nun auf das allein reducirt ist, was zwischen Dir u mir noch bestehet.

Herr Langermann wird vielleicht schon geschrieben haben, daß wir uns gesehen haben; u mir ist er viel werth, so daß ich ihn auch schon zu einem kleinen Zirkel, der zwischen Hufeland , Fichte , Nicolovius , Sievern , Schmetting , dem (Cabinets Rath) Geheimen R. Albrecht u mir bestehet, und wobey wir alle Dienstag Abend am dritten Ort zusammen kommen, wenn alle anwesend in Berlin sind, mit allgemeinem Beyfall vorgeschlagen habe.

Übrigens mache ich jetzt kein Hauß, weil die Zeit Umstände es nicht erlauben, und muß mir also den häußlichen Umgang mit Herrn L. noch vorbehalten.

Er hat mir von Dir u Deinen Kindern die erbetenen Nachrichten gegeben; u sie haben mir alle, Freude gemacht.

den 18. Juny

– Eben jetzt komme ich [...] bey Altenstein u |2 Nagler. Der [...]ht; und werde ihn nun wohl erst by seiner Rückkunft von Dresden sehen, wohin er zum Vergnügen reiset. Herrn Nagler habe ich gesprochen, und da er vor der Hand noch in Berlin bleibt, so werden wir uns nun öfter, als während seiner bisherigen Geschäfts Last sehen. –

Den Tod Deiner Tante Beseke mußt Du nun schon wißen, wenn anders Minna den Brief nicht wieder hat liegen laßen. ich hätte nicht geglaubt, daß mir aus der Leiche Deiner Tante eine Blume aufblühen würde. Diß ist aber der Fall durch die Bekanntschaft mit der Morgenländerschen Familie, woraus der junge Beseke eine Tochter hat. Sie bewohnen ein Land Haus auf der Chausseé und machen eine liebenswürdige Familie von 4. Töchtern, u einem alten Vater aus; der in der Anhänglichkeit seiner Kinder [...] an ihn, alle die Freuden einerndtet, die sich ein Vater am Abend seines Lebens nur wünschen kann.

Den jungen Gerlach habe ich noch nicht so allein sprechen können, wie ich es wünsche. Es soll aber ehestens geschehen.

|3 Diesen Brief [...] mitnehmen, allein durch einen Zufall ist er früher abgereiset, als ich ihn darum bitten konnte.

ich laße daher diesen Brief heute mit der Post abgehen, damit Du nicht unruhig über mein Stillschweigen wirst.

Grüße Deinen Mann, u küße Deine Kinder. Die Mutter wollte M me Buttmann noch vor ihrer Abreise besuchen. Allein auch diß ist versäumt. Die Mutter grüßt hertzlich.

Dein treuer Vater
Mayer

Zitierhinweis

Von Joahnn Siegfried Mayer an Caroline Richter. Berlin, 17. und 18. Juni 1810, Sonntag und Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0370


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 2½ S. Auf S. 4 Federproben und kindliche Schreibübungen. Textverlust durch großen Tintenfleck auf allen Seiten jeweils oben und unten.