Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, zwischen dem 8. und dem 20. Mai 1821

Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1

Geliebter Max!

Daß unsre Sendung durch Enzel erst nach 14 Tagen zu Dir kommen würde, erfuhr ich nachdem er schon 5 Tage abwesend war, und ward trostlos. Indessen was konnte ich anders thun, als geduldig mich in dieses Ärgerniß ergeben und voll Hoffnung, daß ja auch diese Tage verfließen würden, und Du endlich wenigstens unsern – guten Willen, Dir Freude zu machen, erfahren. Der so gute Kuchen wird wie eine verwesete Leiche mit Schauder von Dir ausgepackt worden sein! armer guter Max wir hofften Dir einen kleinen Spaß zu machen.

Der Vater verschiebt seine Reise - diesmal hätte ich mich herzlich dieser Erholung gefreut, da sie ihm nach dem unangenehmen ja gefährlichen Winter ja nothwendig ist. Das Wetter ist seit dem 7ten Mai hier so rauh so unfreundlich wie in einem mäßigen November und man sucht lieber Schutz gegen die Luft als ihr sonst so wohlthätiges Bad. Doch laß nur schönere Tage kommen und recht freundlichen Zuruf von Voß, so reißt der Vater doch.

|2 Miedel war und ist noch hier; ich finde ihn recht angenehm, verständig, und vernünftig. Sehr hat er sich verändert in Haltung und Sprache. Er ist ganz glücklich in L. und hört Collegia bei sehr bedeutenden Männern. Er besuchte mich wie ein junger Mann von Welt und gutem Ton. Er zeichnet fleißig und bildet da in Leip. so gute Gelegenheit ist, sein Kunsttalent fort.

Schreibe recht bald mein theurer Max wir haben lange nichts von Dir gehört. Sei recht heiter und mache Dir über nichts Sorge. Ach dürfte ich so ginge ich als schlechte Bauersfrau zu Fuße nach Heidelberg – es sollte mir nicht sauer werden. Wie seelig würde mich Dein Anblick machen! Die Schwestern grüßen Dich und bald hörst Du wieder von uns.

Seegen über Dich!

Deine
Mutter
Caroline.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, zwischen dem 8. und dem 20. Mai 1821. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0504


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S. Aus S. 1 aoR vfrH mit violettem Stift: Mai 1821.


Korrespondenz

B: Von Max Richter an Caroline Richter. Heidelberg, 7. Mai 1821

Zur Datierung: Geschrieben als Antwort auf Max Richters Brief vom 7. Mai 1821 und vor dem nachfolgenden Brief Caroline Richters vom 20. Mai.