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Dresden den 11.ten Julius
1820.

Sie geben mir, theure liebe Frau, Veranlaßung zu Freude und Dank durch öfteres Schreiben, wie können Sie also um Verzeihung bitten, daß Ihrem lieben Brief vom 9.ten Jun. am 7.ten Jul. ein zweyter folgte ? nachdem ich also nun meinem Dank einen Vorwurf, aber nur aus Liebe, beygefügt habe, umarme ich Sie herzlich in Gedanken und benutze die Gelegenheit der Abreise des D. Carowé , Ihnen gleich den folgenden Tag nach Empfang Ihres letzten lieben Briefes, zu schreiben; wie billig beginne ich nun mit einem Wort über den Ueberbringer, der sich ein wahres Fest daraus macht in Ihrem ganzen lieben Familienkreis einen Augenblick bey seiner Durchreise durch Bayreuth erscheinen zu dürfen Ihren lieben Mann kennt er |2 von Heidelberg her und Sie, liebe Freundin auch; denn er vernahm ja schon oft Worte von denen die Sie lieben; in Heidelberg wo er schon zu meines Sohnes Bekannten gehörte, sahe ich ihn nicht, aber hier veranlaßte ein Auftrag des Prof. Schelver an mich, daß ich ihn kennen lernte, und die Paar Male als ich ihn sprach, habe ich ihn geistreich und gemüthlich gefunden, und gönne ihn recht die Freude Sie allerseits zu sehen.Ich erkannte ganz die gewißenhafte und gefühlvolle Frau, in der Sorge die s S ie trugen, die unbestimmte Stellung des Geldempfanges für die Gr. Vitzthum, die Ihnen bekannt war, nicht auf's Ungewiße auf sich beruhen zu laßen; sogleich theilte ich den Fall ihrer Familie mit und leider erfahre ich, daß ihr Mann erklärt hat, daß er ein Jahr lang, nur in Baireuth seiner Frau Geld auszahlen laßen würde , die Reise nach Schlangenbad wäre nicht mit seinem Vorwißen unternommen und da könne er nicht helfen; ich hoffe jedoch daß er und ihre zahlreiche Familie, die für ihre Gesundheit nöthige Badereise, nicht zu der Folter machen werden, dort ohne Geld |3 zu seyn; wie leid thut mir nicht diese unglückliche Frau, die so lenkbar ist, wenn sie geliebt wird und freylich dann bey harter Behandlung die Haltung verliert, aber auch wem bey einen gefühlvollen Herzen und lebendigen Herzen Kopf kann es leicht seyn, sie unter solchen Umständen zu behaupten! Herzlich danke ich Ihnen nochmals, für den Antheil den Sie so freundschaftlich an die Gr. V. nehmen.H. von Herder, der jetzt OberBergHauptmann ist und in Freiberg seinen Wohnort hat, besuchte mich neulich / und wir beyde freuten uns unendlich von Ihrem lieben Mann und von Ihnen zu sprechen [...] um so mehr da der H. v. H. Briefchen bey meiner ersten Durchreise durch Baireuth nach Heidelberg die Bahn öffnete, auf der ich nun schon so viele Freude fand.Daß der liebe Max nun bald bey Ihnen seyn s wird, freut mich sehr. Der Aufenthalt Ihres lieben Mannes in München, ist gewiß für uns alle die wir ihn lieben, recht brillant gewesen (er verzeihe einer Frau diesen Ausdruck) Sie müßen die details davon mir auch mittheilen; doch seine große Bescheidenheit kann in dieser Beziehung, seine Freunde um Manches gebracht haben, was sie mehr freut als ihn selbst. Mein Sohn empfielt sich Ihnen auf's Angelegentlichste, so wie wir uns beyde Ihrem lieben Mann. Die lieben Kinder grüße ich herzlich. Zu Anfang September, hoffe ich, so Gott will, Sie zu sehen. Fr. v. Lochner bitte ich die Inlage zuzustellen

Ewig die Ihrige

Henriette Ende

Zitierhinweis

Von Henriette von Ende an Caroline Richter. Dresden, 11. Juli 1820, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0517


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3 S. Auf S. 4 Adr.: Der | Frau Legations-Räthin Richter | geborne Mayer | zu | Bayreuth | d. G.