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Berlin d. 18. X.ber 10.

Meine liebe Caroline!

ich habe Deinen Brief , den Du der Abrede zuwider nicht hättest zur gelegentlichen Absendung liegen laßen u mir dadurch Sorge machen sollen, richtig erhalten; und war damals noch stark genug in meinem Gemüth, um Sinn für den Gedanken übrig zu haben, Dir zu Weyhnachten eine kleine Freude zu machen. Jetzt wo mich Minnas endlich bis zur Verzweyflung fortgespielte Rolle einer ohne feste Grundlage behaupteten Selbstständigkeit zu Boden drükt , habe ich nur in der idée, mich wenigstens für Euch alle zu erhalten, noch einen festen Fuß für meine Zukunft; und Gott gebe, daß ich nicht auch davon zurük gedrängt werde.

ich schicke Dir also, ungewiß ob Du einheimisch, oder bey Minna in Altenburg bist , außer einem Buche nebst Beylage, deßen Du Dich zum ersten Unterricht Deiner Kinder im Zeichnen bedienen kannst, und welches ich in Tagen der Besonnenheit angeschaft hatte, in der jetzigen Gedrängtheit |2 meines Gemüths nur noch 1. Fridr. d’or mit der Bitte, ihn zum Vergnügen Deiner Kinder zu verwenden.

Auch lege ich noch 2. Fridr. d’or zu, die ich Dir als die Zinsen des Richterschen Capitals für den 1. 8.ber bis auf X.ber 10. übersende; u worüber ich mir Quittung erbitte.

Willst Du von Herrn Richter höhere Zinsen, so muß diß in Form einer eventuellen Capitals Kündigung gefordert werden. Die Capitals Kündigungen bey Häuser Besitzern aber, zumal in der Entlegenheit wie hier des Richterschen Hauß liegt, sind jetzt sehr mißlich. Denn sollte auch der Indult nicht verlängert werden, so stehen doch die Häuser so niedrig im Preise, daß man Ausfall am Capital beym öffentlichen Verkauf der Häuser zu besorgen hat. ich glaube zwar, daß Herr Richter sich zu höheren Zinsen verstehen würde; allein es stehet dahin, ob er dann so prompt wie bisher zahlt; u darum habe ich für mich bisher lieber die geringeren Zinsen angenommen. Melde mir Dein |3 u Deines Mannes Entschluß.

Mein Gemüth ist zu unruhig, um mehr zu schreiben. Daß ich Dich liebe, weißt Du. Mit dieser Versicherung, u mit der Bitte Deinen Mann zu grüßen, u Deine Kinder zu küßen, bleibe ich ewig

Dein
treuer Vater
Mayer

Die Mutter grüßt hertzlich.

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter. Berlin, 18. Dezember 1810, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0550


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 4°, 2¼ S. Auf S. 4 Adr. und Beilagenbeschreibung: An | die Frau Legations Räthin Richter | geborene Mayer | in | Bayreuth | hierinn zwey Fridrichs d'or | Hiebey: eine Schachtel | in schwarz Wachsleinen | MR. signirt | Worin ein Buch, Putz und Spiel Sachen. | Meyer. | Die in der Schachtel befindlichen Sachen sind | Ein Buch, Zwey seidene Tücher, Ein Paar Hand Schue | u eine Companie Bley-Soldaten. | Alles beträgt im werth Sieben Thaler sechs Gro-| schen Courant; daher der 3 te Ld'or nicht | beigelegt ist. Siegelreste.