Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, 13. September 1819, Montag

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Baireuth den 13ten Sept
19.

Guter Max!

Du kannst wohl denken, welche Freude mir Nachrichten von Dir machen mußten. Habe Dank daß Du so schön und ordentlich nach Hause schreibst, da Deine Existenz in der weiten Welt den Deinigen recht am Herzen liegen muß. Vor allem ist es mir lieb, daß Du mein mütterliches Gefühl durch Deine Anerkennung so schön belohnst. Welch eine Beruhigung ist es mir daß Du so glücklich durchgekommen bist, und besonders freut mich der Wagen, der Euch armen Ermüdeten, eine wahre HimmelsWohlthat gewesen sein muß. Ja man darf auf Reisen auf glückliche Zufälle rechnen, und ich erkenne immer darin die Güte der Vorsehung, und der Menschheit. Möchtet Ihr ferner recht viel Erleichterungen haben – wie sehr wünsche ich das!

Mich beunruhigte Manches, als Du weggiengst vorzüglich Dein leichter Anzug. Der alte grüne Rock von dem ich mir nicht denken kann, daß er mit seinen mürben Taschen, die Strapazen der |2 Reise aushalten kann. Hätte ich doch meinem Kopf gefolgt und Dir einen Neuen machen lassen. Wenn man gewis wissen könnte, daß Du ihn hübsch trügest, würde ich dir durch Fräulein Barner einen recht soliden Rock nach München bescheiden allein ich zweifle daß Du es thätest, und so muß ich es Gott anheim stellen wie Du auskömmst. Ist Deine Mütze auch nicht recht so kaufe Dir in Augsburg doch eine Neue. Fehlt es an Geld, so darfst Du ja nur schreiben. Vor Allem, iß Dich nur satt. – Wirst Du auch wohl einen einsamen Augenblick finden um öfter das nachzuholen was ich leider am letzten Morgen nicht vollenden konnte? Thue es ja, mein guter Junge!

Der Vater schrieb am Sonnabend daß er abgeholt sein wollte. Vielleicht ist er Donnerstag oder Freitag den 17ten schon zu Hause , und Du kannst dann auch an ihn schreiben. Natürlich geht sein Leben so in Seeligkeit fort, wie es |3 angefangen hatte, und im Gegentheil wird die Vertraulichkeit der Fürstinnen immer inniger gegen ihn. Die Herzogin reißt am 20ten nach Manheim, und der Vater schreibt, sie bleibe 1 Tag in Baireuth und besuche uns.

Emma soll mit dem Vater von Hohenberg wieder zurückommen, und dann wird die arme einsame Odilie wieder Unterhaltung haben. Heute ist Fanny Weldens Geburtstag der auf dem Riedelschen Berg gefeiert wird wozu Odilie sich sehr freut.

Es ist auch hier wunderschönes Wetter ich freue mich um Deinetwillen außerordentlich. Louis und Karl Dobenek sind auch auf der Reise nach Berlin. Vielleicht hörst Du in München etwas von Julius. Der arme Großvater ist recht gekränkt daß er so weit geht. Wie wird er mit Gelde versorgt sein!

Hier ist ein Brief an Frau von Lochner, ziehe Dich nur ja immer gut in München an, und wasche Dich mit Seife. Vielleicht findest Du dort |4 auch Flamin Klöter der mit seiner ganzen Klasse Münchens Herrlichkeiten sehen will.

Sonst ist nichts hier vorgefallen.Emanuels freuen sich recht über Deinen Aufenthalt bei den ihrigen . Gott beschütze Dich mein lieber Max, und gebe Dir so viel Freuden als Du durch Deinen Fleiß so sehr verdient hast. Ich drücke Dich an mein Herz und bin ewig

Deine
treue Mutter
Caroline Richter.

Odilie grüßt Dich mit
unendlicher Liebe. Schreib
bald, wenn auch nicht viel
so du nicht Zeit haben solltest.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, 13. September 1819, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0585


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3¾ S.


Korrespondenz

B: Von Max Richter an Caroline Richter. Nürnberg, 10. September 1819