Von Ernestine Mahlmann an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Leipzig, 18. April 1803, Montag

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Leipzig den 18ten Aprill. 1803.

Die Überbringerinn, dieses Briefes, mein theurer Vater, ist mein sehr braves Mädchen, welches ich mir, bey meiner Verheirathung , in Berlin miethete, und von dort mit hieher nahm. – Sie ist fast zwey Jahre in meinem Dienst gewesen, und, da sie auf diese Weise, mit unserm ganzen Leben vertraut ist, so werden Sie recht viel spezielles sich von uns erzählen laßen können, das Ihnen doch nicht unintereßant seyn wird. – In dieser Hinsicht allein kann ich schon nicht zweifeln, daß Sie sie nicht recht freundlich aufnehmen würden! – Sie werden sich auch gewiß Ihrer erinnern, da sie vor meiner Abreise schon sieben Wochen in Ihrem Hause sich aufhielt, wie Sie es damals so gütig erlaubten! – Ich kann nur noch dießdas hinzufügen, daß dies, ein Wesen ausgezeichneter Art ist, dem man die höchste Achtung nicht versagen kann; und daß sieich ichsie sehr ungern verloren habe!!

Ihren, durch Herrn Weber mir übersandten Brief habe ich zu meiner Freude, erhalten, so wie ich hoffe daß der Meinige nunmehr in Ihren Händen ist, und Sie überzeugt hat, daß wahrlich nicht Gleichgültigkeit, gegen Sie, mein theurer Vater, die Ursach meines wohl langen Schweigens war. Der gute Proffeßor Weber , hat sich alle Mühe gegeben, mir durch |2 mündliche Traditionen einen Anschauung von Ihrer Wohnung und ganzen kleinen Einrichtung zu geben, und ich bin ihm dafür sehr dankbar gewesen. – Hauptsächlich habe ich mich aber, über Ihr Gärtchen gefreut; Ich kann Ihnen nicht sagen wie sehr! – Denn ich weiß aus eigner Erfahrung, welch eine Freude das ist nur ein kleines Pläzchen zu haben, auf dem man so sein Wesen frey und kindlich treiben kann – und daß Sie, liebster Vater, sich immer solch ein Gärtchen wünschten weiß ich ja auch! – Schreiben Sie mir ja in Ihrem nächsten Briefe, daß ich in meiner Vorstellung von Ihrer Freude darüber mich nicht geirrt habe, und daß Ihre Feyer-Stunden, immer in dem Gärtchen verlebt werden.

Diese Zeilen, sollten schon am Tage der Abreise meiner Marie, für sie geschrieben werden; aber mich überfiel, am Morgen, eine solche Unpäßlichkeit die mich den ganzen MTag im Bette festhielt; und es mir unmöglich machte zu schreiben. Ich beschloß also der Marie, den Brief mit der reitenden Post nachzuschicken, damit der er doch durch ihre Hände gienge, und sie Ihnen recht viel erzählen könnte. Dies nur zur Erläuterung von etwaigen Mißverständnißen. Jetzt bin ich völlig wieder völligwohl – seyn Sie ja nicht in Sorge wegen meiner Gesundheit, liebster Vater, leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau, von meinem Manne und mir

E. M.

Zitierhinweis

Von Ernestine Mahlmann an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Leipzig, 18. April 1803, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0729


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 2 S. Auf S. 3 Adr.: Herrn | Geheim. Ober. Trib.Rath | Mayer | Hochwohlgeboren | Leipzigerstrasse.


Korrespondenz

Mit der reitenden Post geschickt.