Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, 5. Januar 1823, Sonntag

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Sontags den 5ten Jan: 1823

Geliebte Odilie!

Dein heutiger Brief , versetzte uns in lauter Freude. Daß Du wohl bist, daß Du gerade bist, und ein Vergnügen am Neujahrsball hattest sind lauter Herrlichkeiten die uns entzücken. Und daß Du mir so hübsch pünktlich alles vorrechnest was Du ausgegeben hast, ist so gut und brav, daß Du dafür eine ganz besondere Belohnung verdientest.

Jetzt bin ich gewis daß Du kommst, und den Freitag Abend, kannst Du in unsren Armen sein . Welch ein Jubel, welch Entzücken! Ich kann Dir nicht sagen, wie ich mich freue und der Vater und Emma. Gebe nur Gott, daß Dir geliebtes Geschöpf, nichts Schlimmes auf der Reise wiederfährt. Aber ich denke es nicht, da der Kutscher ein kluger und sorgsamer Mann, und das Mädchen wie Jedermann sagt gut ist. Gott beschütze Dich!

|2 Mit dem Verzeichnis der Trinkgelder bin ich ganz zufrieden. Ich schicke Dir hier noch die 2 Dukaten für die Manipuleurs, 10 Kronthaler wirst Du im Coffer gefunden haben, davon gibst Du 2 an Kutscher und Koch, und ½ dem Mädchen, so bleiben Dir noch 7½. welche etwas über 20 fl. machen. Ein Kleid welches Du Dir kaufen sollst kann 7-8 fl. kosten, dann blieben noch 12. Langt es ja nicht, zur Bezahlung der Rahmen daß Du nach Abzug derselben wenigstens 5-6 fl. zur Reise-Zehrung übrig behältst so leihe in Gottesnahmen noch etwas von der Auguste. Ich kann Dir jetzt nicht mehr schicken. Gern will ich dem Kinde bei M. Heine ein Geschenk machen, aber kaufe nun nichts mehr dort, es hat ja Zeit wenn Du hier bist da ja als dann erst die großen Rechnungen kommen.

|3 Der Auguste ihr Vorschlag Dir dort ein Kleid machen zu lassen ist wohl recht schön allein bei so vielen Ausgaben, ist es nicht Pflicht, nichts überflüßiges zu thun? Und weißer battist mußelin ist ja für den Winter ganz überflüßig, und ein Madras Kleid so schön. Du hast jetzt die Probe von der Emma ihrem Kleid, man hat aber noch dikere Zeuge von der Art, die Farbe und das Dessein überlasse ich Dir ganz. Kaufe ja was hübsches, ich möchte Dich so gern darin sehen, Du sollst dazu den rosa Hut tragen.

Für Auguste habe ich ½ Dutzend silberne Desertmesser a 15 fl. gekauft. Freilich haben Andere auch nicht zu kostbare Geschenke gegeben und da man so Vielen zu geben hat, ist sie gewis damit zufrieden. Ich will sie heute mitschiken, aber wenn die |4 reitende Post sie nicht animmt die heute nur allein geht, muß ich sie bis morgen liegen lassen, und ich habe dann nicht die Freude, daß Du selbst sie ihr geben kannst, aber ich konnte es nicht früher thun da Dir ich Deine Meinung nicht eher wußte.

Nun Gottes Seegen. Hülle Dich recht ein – der Wagen ist verschloßen, daher hoffe ich, daß d sei es auch noch so kalt, Du nicht zu viel leiden wirst. Lasse Dir nur so oft Caffee machen, wie Du willst. Emma, der Vater grüßen und küssen Dich. Alle Freunde und Bekannte jubeln und freuen sich. Tausend Küsse, und grüße alle Bewohner des Hauses. Grüße Duroufs recht sehr wenn Du hier bist, werde ich an sie schreiben und ihnen danken.

Deine Mutter.

mache es daher nur so aus, daß die beiden Dukaten nachfolgen, wenn Du abreisest die Auguste muß es den Manipuleurs sagen.
Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, 5. Januar 1823, Sonntag . In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0798


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 4 S.