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Leipzig den 21ten Jenner 1805 –

Ich habe Ihnen eine Nachricht zu melden, die Ihnen das Herz zerreißen muß, wenn Sie noch so gesinnt gegen mich sind als sonst. Mein ewig theurer Mann starb verwichenen Sonnabend an einer Nervenkrankheit. Noch bin ich nicht einmal im Stande den ganzen Umfang meines Unglucks zu begreifen, aber mit jeder Minute wo ich besonnener werde, fühle ich mein Elend stärker. Ich traue Ihrem Herzen zu sehr, um Ihnen nicht gradezu zu sagen: Nehmen Sie sich meiner an, und meiner vier hülflos. Kinder. Sie konnen es wenn Sie wollen.

Man ist darauf bedacht mir und den Meinigen die Vortheile des Instituts zu sichern, für welches ich meinen Mann seine blühende Gesundheit, in den Jahren der lebendigsten Kraft, augeopfertaufopfern sehen mußte. Ich bin an Thatigkeit gewöhnt, und hoffe das Meinige leisten zu können, um Ansprüche auf die Vortheile eines Instituts machen zu dürfen, das als Familien- |2 Eigenthum betrachtet werden wird. Was kann ich aber bey dem besten Willen leisten, wenn die Freunde meines Mannes nicht fortfahren wollten, ihr Intereße für eine Unternehmung [...] durch die That zu beweisen, an welche jetzt das Schicksal der Theuern Wesen gebunden ist, die seine einzige Hinterlaßenschaft ausmachen? Ehret sein Andenken dadurch, Ihr Freunde des geliebten Verklärten, daß Ihr eine gute Sache nicht untergehen laßet, um derentwillen eine hülflose Familie ihre Stütze, ihren Versorger, ihren Freund ihr Alles verlor.

Mahlmann giebt von nun an seinen Nahmen her, die Addreße [...] unter welcher die Zeitungsnachrichten von nun an einlaufen, muß nicht die Redakzion der Z. f. d. e W. seyn, denn sonst fallen sie der Handlung in die Hände, sondern sie bleibt entweder wie sie jetzt ist, oder wird an Mahlmann gerichtet.

Bis jetzt hat sich die Verlagshandlung so genommen, daß nicht ganz auf ihren guten |3 Willen zu rechnen ist. Mahlmann treibt die Sache mit einem Eifer und einer Kraft, die seinem Herzen eben so viel Ehre macht, als seinem Kopfe. Wollen Sie meinen Wunsch, Spaziers übrigen Freunden in Weimar bekannt machen, als Schütz, Haine , Musäus so bin ich Ihnen dafür dankbar. Einige Zeilen von Ihrer Hand, werden mir wohl thun, schicken Sie mir sie bald. Ich bedarf der Versichrung daß die Menschen Glauben haben an der Größe meines Verlustes.

Minna Spazier.

Zitierhinweis

Von Minna Spazier an Johannes Daniel Falk. Leipzig, 21. Januar 1805, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0009


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Textgrundlage

H: GSA, 15/II,1D,14
1 Dbl., 2½ S.