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Leipzig 30 ter Januar 809

Ew Wohlgeboren geehrteste Zuschrift habe ich durch meinen Schwager Mahlmann richtig erhalten, und säume ich keinen Augenblick derenselben für Ihre gütige und schnelle Antwort auf meine Bitte den herzlichsten Dank abzustatten.

Was Ew. Wohlgeboren mir von der Intention der Herren Künstler melden, denen ich in der bewußten Sache Antrag gemacht habe, so ist es mir sehr angenehm wenigstens von der Wahrscheinlichkeit des Erfolgs schon vorläufig unterrichtet zu seyn. Doch leugne ich nicht daß es ein kleines Misgeschick für mich ist, daß Herr Friedrich die ihm gemachte Proposition mit seinen vier sinnvollen – ein Ganzes darstellendesn Kompositionen , in Kupfer zu stechen nicht für thunlich findet. Herr Brockhaus äußert so sehr den Wunsch Kopieen neuerer Kunstwerke geben zu können – daß es mir sehr angenehm gewesen wäre diese seine Idee befördern zu helfen. Auch werden Ew. Wohlgeboren selbst, geneigt seyn, nun einige Ängstlichkeit bei der Nichtausführlichbar. eines Projekts, wovon ich ihm bereits Eröffnung gethan – zu verzeihen. Die Sache ist um so schwieriger für mich, da Herr Brockhaus bey der großen Entfernung von Leipzig –, der Kürze der Zeit – und die Unmöglichkeit einer vorhergehenden Rücksprache – mir die ganze Sache allein überlaßen hat – mit einem Vertrauen – welches zu verdienen, ich nicht Aufmerksamkeit genug auf seine Wünsche wenden kann. |2 Ew. Wohlgeboren verzeihen mir also wenn ich Ihres geeh meinem Dank für die Höchst wohlwollenden und bereitwilligen Äußerungen Ihres geehrten Schreibens, noch einige Vorstellungen anfüge, von denen ich fast vermuthen befürchten müßte, daß sie mir für Zudringlichkeit ausgelegt werden könnte – wenn ich nicht an Einen der humansten und gemüthvollsten Gelehrten – zu schreiben die Ehre hätte.

Ich muß also noch einmal recht herzlich bitten, daß Ew. Wohlgeboren doch ja nicht aufhören möchte, die Herren Hartman und Friedrich mit Ihnenihren Intentionen im Auge zu haben. Ew. Wohlgebohren verzeihn mir gewiß diesen scherzhaften Ausdruck. Man kennt schon die Künstlerlaunen, dieser genialen [...] und ich fürchte mit einer gewißen weiblichen Zaghaftigkeit, die Sie gewiß nicht übertrieben finden werden – daß wenn Wohlgebohren für Herrn Brockhauß , recht deutlich ausgesprochen in diesem Falle nicht imponiert – die Rücksicht auf eine so unbedeutende Person als ich bin, die Herren an welche ich mich addreßirt habe, nicht in dem Grade bestimmen möchte als ich es zu wünschen Ursach habe.

Vor allen Dingen habe ich von Herrn Brockhauß den Auftrag, diese Herren zu bestimmten Verbindlichkeiten in [...] Hinsicht des ihnen zuge[...]ten Geschäftes zu vermögen. – Die Kürze der Zeit fordert diese völlige Sicherheit der Verlagshandlung – da im Falle eines zu späten |3 sich getäuscht Sehens, in einer voreiligen Hoffnung, keine Zeit mehr übrig seyn wird sich an einen andren Künstler zu wenden. –

Ferner bitte ich Ew. Wohlgebohren recht sehr, von den mythologischen Ideen zu denen Herr Hartman sich vielleicht aufgelegt finden möchte, doch ja vorherige Notiz zu nehmen; aber auf keinen Fall kann ich die Hoffnung aufgeben, daß Sie selbst, verehrtester Herr Hofrath, den Kommentar zu übernehmen. Es ist viel zu wichtig in dieser Enterprise, sich eines Nahmens vergewißert halten zu dürfen – von dem das Publikum in jeder Hinsicht gewöhnt ist, in Absicht auf alles was Geschmacks und Kunstsache ist – Gesetze anzunehmen.

Ew. Wohlgebohren sehen wie auffallend meine Kühnheit durch Ihre Güte vermehrt ist. – Darf ich hoffen daß Sie sich dadurch nicht bestimmen laßen und die mir freundschaftlich gemachten Zusicherungen – nicht wieder zurück zu nehmen? Die Eilfertigkeit womit dieser Brief geschrieben wurde – möge entschuldigen für seinen Mangel an Zierlichkeit und Ordnung –

Mit dem Gefühl der innigsten Verehrung

Ew. Wohlgebohren
ganz ergebenste Minna Spazier
geb. Mayer

Zitierhinweis

Von Minna Spazier an Carl August Böttiger. Leipzig, 30. Januar 1809, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0031


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Textgrundlage

H:SLUB, Nachlass Böttiger, Carl August (1760-1835)Mscr. Dresd. h. 37, 4°, Bd. 193, Nr. 17
1 Dbl. 4°, 2¾ S.