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Leipzig 28 ten Februar 809

Hochgeehrtester Herr und Freund!

Ew. Wohlgebohren geehrteste Zuschrift vom 13ten dieses Monats früher zu beantworten, verhinderte mich eine kleine Unpäßlichkeit.

Ich benutzte die ersten Augenblicke der Genesung Ihnen sowohl in meinem, als im Nahmen des Verlegers , meinen innigen Dank auszusprechen für den gütigen Antheil welchen Sie meiner Unternehmung zu gönnen geneigt sind, die ohne Ihren persönliche Obhut schwerlich schon so weit vorgerückt seyn dürfte, und welche die Fortsetzung ihres Gedeihens hauptsächlich von Ew. Wohlgebohren Schutze zu erwarten hat!

Ich habe die Ehre dieselbe zu benachrichtigen daß Herr Hartman die von Ew. Wohlgeboren gütigste ge mir ertheilte Nachricht in |2 so weit bestätigt hat, als wirklich jetzt dazu gethan wird, sechs Kopien und Gemälde unter denen ich Ew. Wohlgeboren hier nur nenne: die Sybille des Herrn von Kügelgen, die drei Marien , und die Hebe von Hartman, den Saul und David des Herrn von Kügelgen u.s.w. zu veranstalten. Dagegen weigert sich Hartman, [...] die mythologischen Zeichnungen zu übernehmen, ja er versucht sie mir ganz auszureden. Dies nun mit dem Verleger zu thun wird wohl mein Versuch sein, denn ich habe mich von der Trifftigkeit der Hartmannschen Gründe gegen dieses Vorhaben vollkommen überzeugt – dessen haupsächlich wäre aber wohl der seyn möchte, daß es nothwendig sey wird, sich überhaupt mit sechs Haupt Kupfern statt zwölfen, zu begnügen, da wie H. sehr richtig bemerkt, in so kurzer Zeit ohnmöglich, die Kupferstecher zusammen |3 gebracht werden könnten, eine so größere Anzahl von Blättern zu stechen. Die Auswahl dieser Kupferstecher, um welche mich Herr Hartman befragte, schien mir am gemäßesten Herrn Hartman selbst zu überlaßen. Aber freilich nähre ich den Wunsch daß es Ew. Wohlgeboren gefallen möchte, in dieser Hinsicht den Ausschlag zu geben, wenn es Ihm gefällig seyn sollte herüber mit Herrn Hartman zu konferiren.

Ein Gegenstand ist es noch, über welchen mir Ew. Wohlgebohren Rath auszubitten mir Pflicht und Vergnügen zu gleich ist.

Ein Titelkupfer ist noch zu veranstalten, in Beziehung auf welches Herr Brockhauß die größten Erwartungen sezt –

Ich gestehe selbst daß ich ich diese Erwartungen sehr genährt habe, da ich es für leicht ausführbar hielt, Friedrich Tiek in Weimar, oder Franz Luis Catel in Berlin (den ich bereits aus Paris zurück, vermuthete), für dieses Geschäft zu engagieren. |4 Nun befindet sich aber der Erste, auf einer Reise, von Kopet nach München, die seine Zeit lediglich mit Vergnügungen ausfüllen soll, wie der Letzte in zu großer Entfernung – als daß ich nicht die Unausführbarkeit dieses meines Projekts einsehen sollte.

Es bleibt nun also nichts andres übrig als auch mit dem Titelkupfer, einem unsrer Dresdener Künstler aufzu beschwerlich zu fallen.

Herr Hartman hat auch bereits über diesen Punkt meine Ansichten mitgetheilt erhalten, aber mein lebhaftester Wunsch ist, sie einer Prüfung von Ew. Wohlgeb. zu unterziehen, welches geschehen könnte in dem dieselben diesen Theil meiner Besorgnis gegen H. zu erwähnen die Güte haben wollen! –

Es ist noch nötig Ew. Wohlgebohren anzuzeigen daß die Unentschiedenheit des Maler Friedrich jetzt nur noch durch die abschlägige Antwort durchgehalten wird, welche er vom Kupferstecher Veith erhielt, als er ihm den Stich zweier Bilder für mich auftragen wollte. Er meldete mir diesen Umstand, mit dem Zusatze, daß er vermuthe, wenn ich selbst an Veith zu schreiben mich entschlöß, dieser von seiner hartnäckigen Weigerung vielleicht abgehn wird. Dieses habe ich gethan, und erwarte nun den Ersatz.

Ich habe die Ehre mit der innigsten Hochachtung zu wahren

Ew. Wohlgeboren

gehorsamste Minna Spazier

Zitierhinweis

Von Minna Spazier an Carl August Böttiger. Leipzig, 28. Februar 1809, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0071


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Textgrundlage

H: SLUB, Nachlass Böttiger, Carl August (1760-1835)Mscr. Dresd. h. 37, 4˚, Bd. 193, Nr. 18
1 Dbl. 8°, 4 S.