Von Karl Spazier an Wilhelm Christian Müller. Leipzig, 8. September 1800, Montag

Darstellung und Funktionen des "Kritischen und kommentierten Textes" sind für Medium- und Large-Screen-Endgeräte optimiert. Auf Small-Screen-Devices (z.B. Smartphones) empfehlen wir auf den "Lesetext" umzuschalten.



|1
Leipzig, 8 Septbr. 1800.

Wohlgeborner
Hochzuehrender Herr Doctor

Bey der Redaktion, die ich für die Zeitung für die elegante Welt, wovon Sie vermuthlich eine Ankündigung in den öffentlichen Blättern lesen oder gelesen haben werden, übernommen habe , sehe ich mich überall nach talentvollen, Geschmack und Kunst liebenden Männern um, u Sie mögen darin meine Entschuldigung suchen, wenn ich so frey bin, Sie ebenfals auch um Beiträge aus Bremen anzusprechen. So sehr es gewiß ist, wie bereits ein Korrespondent im Journal Deutschland bemerkt hat, daß Ihre Stadt – in welcher ich ja auch einmal bey meinem Durchfluge einige sehr angenehme Tage verlebte u so glücklich Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen u Zeuge Ihrer thätigen Bereicherungen um Verbesserung des Gesanges u mancher noch weit nützlichern Gegenstände zu seyn – täglich mehr an Eleganz gewinnt u Ton u Sitte u Vergnügungen nicht mehr dieselben sind wie vormals; so wenig wird doch im Grund das Publ. vermuthlich aus Bescheidenheit der gelehrten Inwohner, von dem allmähligen Fortgang in der Kultur |2 unterrichtet. Sie haben Konzerte, haben periodisch Theatergenuß, haben gewiß brave Künstler vielerley Art; sicher wird bey Ihnen manches schöne Werk empfangen u geboren u auf jeden Fall ist es interessant zu wissen, wie man hier u dort lebt, sich sein Daseyn innerlich u äußerlich angenehm oder unangenehm macht. Dafür wünsche ich nun, daß es Ihnen, als freier Beobachter, gefällig seyn mögte unsere Zeitschrift zu benutzen, die Ihnen mehr Raum dafür, als Sie vielleicht [...] ihrer Benennung wegen voraussetzen, dazu anbietet. Halten Sie sich meines aufrichtigsten Dankes, so wie der höchsten Diskretion versichert, u wenn Sie recht gütig seyn wollen, so stellen Sie mir bald eine Art von Kulturgemähld von Bremen zu, das ich gleich in den ersten Blättern, wo möglich, benutzen kann. Ich bitte recht sehr, daß Sie meinem Zutrauensvollen Wunsch nicht unerfüllt laßen mögen.

Recht viel u recht herzliche Empfehlungen dem lieben Kuhlenkampfschen Hauß, den beiden Herrn Wichelhausens u, wenn die würdige Frau wie ich hoffe u wünsche noch lebt, ihrer Mutter u wem sonst ich nicht gleichgültig bin. Schaffen Sie mir doch noch gefälligst für andere Ihnen nahe liegende Orte patriotische Korrespondenten!

Mit ausgezeichneter Hochachtung

Ihr

ganz ergebenster
Spazier

|3 Können Sie Herrn Deneken, den Verf. der Rede Küber den Einfluß der Fremden, oder wie die hübsche Rede heißt, zu gewinnen suchen?

Zitierhinweis

Von Karl Spazier an Wilhelm Christian Müller. Leipzig, 8. September 1800, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0129


Informationen zum Korpus | Erfassungsrichtlinien

XML/TEI-Dokument | XML-Schema

Textgrundlage

H: BJK, Berlin V237
1 Dbl. 4°, 2 S., 2 Z. Auf S. 1 am oberen linken Rand von Karl August Varnhagen von Enses Hand: Spazier | an W. C. Müller; auR: Elise Müller. Auf S. 4 mit Bleistift: Berechnungen.