Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Emma Richter. Neustadt Eberswalde, 26. Juni 1818, Freitag
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Meine liebe Emma!
Billig hatte ich Dir vor meiner Abreise ins hiesige Bad, ein Wort zum Anerkantniß Deiner gegen mich geäußerten Rechtfertigung , über eine bey mir voraus gesetzte Verkennung Deines Werths , an Dich selbst gelangen laßen sollen. Allein Du wirst in dem Zustande meines cörperlichen Übelbefindens, der mich daran gehindert hat, eine Entschuldigung für mich finden, u ich bitte Dich darum. Bey dem Zeugniß Deiner mir über alles werthen Mutter kann ich auch nicht den geringsten Anstand finden, mich Deines Daseyns u der Dir eignen Entwickelung Deines Geistes u Hertzens zu erfreuen, u bey einem Alter von nun |2 bald zurükgelegten 71 Jahren, wenigstens die Zukunft zu seegnen, die mich unter so beruhigenden Außichten dem Grabe entgegen führt.
ich behalte mir vor, nach geendigtem Bade, so Gott will, meine Theilnahme an Dir, in gestärktem Maaße gegen Dich zu bezeugen, u bitte um Deine Liebe.
treuer Großvater
Mayer
Zitierhinweis
Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Emma Richter. Neustadt Eberswalde, 26. Juni 1818, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0234