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Berlin d. 6. April 8

Meine liebe Caroline!

ich habe lange auf Deinen Brief vom 22. Märtz c. gewartet; u freuet es mich, Dich immer dieselbe, das ist, theilnehmend an meinem Schiksal zu finden. In dieser Hinsicht habe ich auch durch den Tod der Ernestine unendlich verloren, die so kindlich und treu an mich hing.

 Deine wiederholte Offerte, Dein Richtersches Capital auf Sanne zu nehmen, erkenne ich in ihrem gantzen Werth. Allein, wenn ich auch einmal davon Gebrauch zu machen genötigt wäre, um mit Deinem u meinem bey Richter stehenden Capital, die mir gekündigten 2000 rth Gold abzulösen, so stehet es doch sehr dahin, ob der Kaufmann Richter jetzt bey dem durchgängigen Geld Mangel auch nur im Stande seyn würde, das auf seinem Hause stehende Capital zurük zu zahlen. Denn es ist sogar noch eine seltene Erscheinung für Berlin , daß er die Zinsen allemal richtig bezahlt. Auf jeden Fall kann indeßen Dein Capital nicht ohne Einwilligung Deines Mannes anderweitig placirt werden.

|2 Deine Äußerungen über das Verhältniß des Herrn Mahlmann zu Minna u ihren Kindern sind nach den dabey zum Grunde gelegten göttlichen, oder Gefühls Ansichten der Billigkeit, mir gar nicht fremd; und ich wünschte im Stande zu seyn, ihm das jährlich zu schenken, was er nach bürgerlichen Ansichten rechts verbindlich an Minna versprochen hat. Da ich mir aber selbst Pflichten schuldig bin, u Herr Mahlmann Sich durch sein Arrangement mit Herrn Voss , wornach er von 400 rth die Herr Voss der Minna u den Kindern geben sollte, 200 rth übernahm, die redaction der eleganten Zeitung mit der gantzen Einnahme verschaft hat , wovon sonst Spazier mit seiner gantzen Familie leben konnte, so folge ich in dießer Sache um so mehr meinem Verstande, als ich ohnehin alles von Minna abhängen laße, und ihr nur nichts vorgeben will.

Was übrigens den Aus Weg betrift, den Du in der Abtretung der eleganten Zeitung an Herrn Wagner findest, so kann ich so wenig dagegen etwas haben, als ich überhaupt gegen Herrn Wagner etwas |3 habe, so bald er nur Frau und Kinder ernähren kann . Was ich von ihm gesagt habe, würde ich ihm selbst sagen. ich überlaße Dir daher auch die mir gemeldeten guten Dispositionen des Herrn Mahlmann zur Abtretung der Zeitungs redaction zu nutzen. Du wirst ja dann sehen, wie weit Du damit kommen wirst. Wie gern läse ich seine eignen Worte an Dich , und das Datum, wo sie geschrieben sind.

Über Herrn v. Massenbachs Benehmen wundere ich mich höchlich ; und hoffe er wird sich der Blöße schämen, die er sich in dieser Angelegenheit gibt.

Da übrigens Herr Richter am 1. April c. die Zinsen von Deinem Capital à 1000 rth
u 100 rth Gold

gezahlt hat; so schicke ich Dir des ersten Capitals à 10 rth Gold durch eine Assignation auf Herrn Buchhändler Lübeck daselbst, und zwar auf dortiges Courant mit agio , worin ich den Betrag in hiesigem Courant an Herrn Geheimen R. Philippi gezahlt habe.

ich bitte mir Quittung über 10 rth Gold Richterscher Zinsen von 1000 rth Capital pro 1. January
1. April 8
|4 aus.

Du hast dagegen auch die Zinsen von dem kleinen Capital der 100 rth Gold zu gute, die ich zur Bezahlung der Wittwen Pension Erhalt hier behalte;für den termin vom 24. März c. mit verwendet habe. wenn Herr Richter am 1. July seine Zinsen zahlen sollte; so kann ich Dir wieder 10 rth Gold schiken, weil die Wittwen Casse erst im September wieder Zahlung erhält.

Lebe wohl. Grüße Deinen Mann, und küße Deine Kinder. Die Mutter grüßt hertzlich.

Dein treuer Vater
Mayer
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Wie viel betragen 100 rt Gold in Bayreuthschen courant?
Wie viel betragen 100 rt Preußisches courant gegen Bayreuther?

% Rt 100. Bayreuther Courant sind gleich 110 Rt preußische Courant
Darnach betragen also 100 T Friedrd’or – 107 rt 12 g Bayr. Courant


Uebrigens rechnete man im Bayreuthischen nach drei verschiedenen Währungen weil es noch preußisch war, nemlich: nach Convention - preussische Courant und Reichs-Geld. Obenstehende Berechnung ist nach dem Convention Fuß; als der gewöhnlichen worin Wechsel ausgestellt werden.

|6 Nach vorstehender Berechnung hat meine Tochter zu erhalten
für 10 rth – in Friedrichsd’or – 10 rth 18 g – in Bayreuther courant

für 10 rth 18 g Bayreuther courant aber zahle ich hier
circa 11 rth 20 g: Berliner courant.

Diese übersende ich salvo errore calculi , und erbitte mir gefällige Assignation auf 10 rth 18 g Bayreuther courant an meine Tochter die Legations Räthin Richter geborene Mayer zu Bayreuth zahlbar.

d. 7. April 1808 Mr.

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter. Berlin, 6. und 7. April 1808, Mittwoch und Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0290


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3½ S. Anstreichungen vfrH.