Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 26. Dezember 1804, Mittwoch

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B. 26 Dez. 4.

Gute Car. Ihren lieben Brief v. 12ten u den v. 29ten hab' ich richtig erhalten.

Für beide dank' ich, so wie ich sie empfieng, seh- u unsehbar, und so will ich auch antwortn.

Das ist gar nichts, das der Mensch sagen kann, darf, gegen das was er nicht sagen kann, nicht darf.

Wir beide sind auch hier so einig, daß wir uns nichts hätten sagen brauchen.

Mein Bruder hat, zu seiner u meiner Beruhigung, eine Stelle in Hamburg bekommen.

Er ist wohl u, nun da er Arbeit bekömmt, auch zufrieden.

Ihren lieben Bruder u sein Weibchen lobt er sehr, ab. im Ganzen ist er mit unsrer Nazion in Hamburg nicht mehr, als Sie mit der in Berlin u ich mit der in Bayr. zufrieden.

So viel wie möglich weicht er ihr aus u das freut mich.

Einige Häuser an die ich ihn empfohlen habe u zwar namentlich ein H. v. Fless u ein Herr u Fr. Arens , die ich beide in Berlin kennen lernte, haben ihn gut aufgenommen u der gute |2 Junge hat sich selbst schon einige gute Menschen zu erwerben gewußt.

Wenn ihn der liebe Gott gesund läßt: so hoff' ich recht viel Gutes v. seiner Reise f. ihn. Nichts wünsch' ich nun anhaltender, als daß wir u unsre Eltern das Glück haben möchten den guten Sohn u dieser sie wieder zu sehen.

Meiner Mutter geht es in ihrer alten Art gut, Gottlob!

Recht herz- u inniglich dank' ich Ihnen, gute Car., f. die Theilnahme, die Sie dieser Frommen, die außer ihren Kindern , wenig auf der Erde hat, weihen.

Der gute Uhlf. grüßt S. (S. sehen, daß ich Ihren lieben Brf. nach den Stellen beantw.) u wünscht sich Glück zu seiner Liebe u Achtung f. S.

Er hat sich nun erntschloßen, seinen 14-15 jahrigen Sohn noch einige Jahre hier zu behalten u so dann erst nach Berlin zu bringen.

Dadurch kann ich auch die Zeit meiner Reise, da ich sie nicht allein, noch weniger ohne meinen Uhlf. machen u ihn sie auch nicht allein machen lassen möchte, nicht ganz genau bestimmen.

|3 Schließen S. draus, Caroline, daß ich ungeachtet ich v. mir abhänge, doch immer abhänge.

Das Bild, das S. mir v. S. u. R. Friedländer schickten, thut meiner armen Seele, die kein größeres Glück kennet, als FammilienGlück, recht wohl.

Hat S. Friedländer nichts v. sich drucken laßen?

Also die [...] hat Sie besucht.

Ich kenne sie seit mehr als 20 Jahren; ab. ich mag sie seit einigen nicht mehr.

Nicht ein mal ihre Rührung mag ich.

Daß ich ihr schreiben soll, ist wahrscheinlich Ihr Ernst nicht, gute Car.

V. Menschen, die ich nicht mag, schreib' ich nicht gerne, ich rede auch nicht gerne v. ihnen; ab. die Familie [...] soll einmal, wenn S. mündlich mich an sie erinnern wollen, ein Gegenstand unsr. Unterhaltung seyn.

Damit S. aber weder die Familie noch die [...] verkennen, sag' ich Ihnen, daß so wohl diese Dem. als die ganze Familie viel Gutes haben, sehr viel Kunst- und |4 und Menschenliebe besitzen, sich in Vielem zu ihrem Vortheil auszeichnen u ich, lernt' ich sie erst heute kennen, gewiß eher mit ihnen zufrieden wäre. Ich kann ab. kein abnehmend- od. gar herabgekommenes Verhältniß vertragen u mag daher jetzt viele, viele Menschen – weil ich sie nicht mehr so ganz wie sonst mögen kann – lieber gar nicht mehr.

Gute Car., ich sehe Ihren Schmerz hinter Ihrem Vergnügen, üb. die Eigenliebe des braven Piks, deutlich hervorgucken u habe mir – weil ich gerade dieselbe Mischung v. Gefühlen habe – schon vorgenommen, dem Braven etwas darüb. zu sagen, das er schon weiß, wenn S. das lesen. Der guten Braun hab' ich Ihren Gruß geschickt.

So eben erhalte ich v. ihr Dank u Gruß an Sie .
Der heilige Christ hat mir bescheert: ein Gebetbuch, einen Brief, einen Frankfurter Kalender, eine Kabinetlampe, ein Theekännchen, ein P. Strümpfe u viel gute Eßwaare; was Ihnen, Car.?

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 26. Dezember 1804, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0304


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Textgrundlage

Hk: Slg. Apelt
1 Dbl., 4 S.