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B. 14 Jan. 9

Schönen Dank, gute Antonie, für Ihre lieben Worte, recht schönen Dank, für diese nicht erwartete Freude!Wer es weiß, wie ich, wie fleisig Sie sind und wie häuslich Sie mit Ihrer Zeit um zu gehen wissen u wie nützlich Sie diese anzuwenden u Ewigkeit aus ihr zu machen wissen, der schätzt sich noch mehr glücklich, Beweise Ihres Andenkens zu empfangen .

Auch ich bin seit einiger Zeit fleisiger, als ich es lange nicht war: ich lese jetzt viel u bin also viel zu Hause.

Unsre Richters wohnen mir sehr nahe, nur einige Häuser von mir; ab. wir sehen uns doch viel weniger, als wir uns sonst gesehen haben.Aber wir lieben uns wenigstens noch so heiß wie sonst u bei diesem Bewußtseyn bedarfs nicht des often Sehens.

Ich glaubte mit Furcht, Sie, gute Antonie, nehmen mich für viel besser, als ich bin, weil ich nicht annehmen kann, es nicht darf, daß Sie mir etwas sagen wollen, das Ihre Seele nicht ausspricht.Kein Mensch füllet besser seinen Platz unter den Unvollkommenen aus – als ich.Edle Menschen, große kann ich mit Stolz sagen, finden bisweilen u haben gefunden manches Gute in meinem Herzen – Sie sehen, daß ich nicht sehr wider mich eingenommen bin – u zogen dieß Gute mit Innigkeit an sich; allein dieß reichet weit nicht zu, daß meine beständige oder auch nur öftere Erscheinung, aus der Erde einen Himmel machen könnte, diesen Edlen.Wohl bedarf ich Richters; aber Richters bedürfen meiner nicht.

Die Kinder – das ist ein großer Vortheil für mich – können ohne Geleit zu mir herüber laufen und diese machen mich oft selbst zu einem, nur zu keinem richterischen; denn sie werden täglich besser und man weiß wirklich nicht welches man vorziehen soll.Nur uns können wir glücklich machen; aber wir verfehlen so oft das Ziel. Sind wir aber so glücklich, so gute Menschen wie die Meininger die in diesem letzten Sommer bei uns waren , froh zu sehen, oder gar froh zu machen, dann haben wir unser Ziel erreicht: wir sind glücklich.Sie können nun daraus folgern, daß es mir die angenehmste Erinnerung ist, wenn ich mir diese mit Ihnen verlebten Tage zurückrufe.Möchten Sie sie eben so als ich und möchten Sie mich nicht zu bald vergessen!

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Antonie von Mützschefahl. Bayreuth, 14. Januar 1809, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0309


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