Von Siegfried August Mahlmann an Johann Ernst Wagner. Leipzig, 30. März 1805, Sonnabend

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Wohlgeborener Herr

Es freut mich außerordentlich, daß ich in Ihnen den Verfaßer jenes geistvollen Fragments kennen lerne, welches mir durch Herrn Göschen mitgetheilt wurde. Die Hofnung die Sie mir geben, meine Zeitung auch in Zukunft mit Ihren Beiträgen zu beehren, ist mir zu angenehm, als daß ich Sie nicht um die baldige Erfüllung derselben recht angelegentlich bitten sollte. Arbeiten eines Mannes von so ausgezeichneten Werken müßen diesem Institute zur Zierde dienen. Von jetzt an habe ich die Redaction der Zeitung definitiv übernommen, die elenden Fehden, die, unpaßend genug, in einem für die elegante Welt bestimten Blatte geführt wurden, sind geendigt, ich habe [...] die gewiße Hofnung daß [...] das Institut an innern Gehalt gewinnen wird, da sehr viele talentvolle Köpfe sich freiwillig zu Mitarbeitern angeboten haben, und das gütige Versprechen, daß mir Ew. Wohlgeboren gaben, vermehrt diese Hofnung. Dürfte ich Sie bitten in der |2 Wahl der Gegenstände so viel als möglich das allgemeine Intereße des vornehmern Publikums zu berücksichtigen, und den Styl so rund, leicht und kräftig als es der Gegenstand zuläßt zu halten? Bisher hat man zu oft in diesen Blättern vergeßen, daß sie eine Zeitung sind, also ihrer Natur nach nur Resultate liefern, und durch neue Ansichten, und kurze exposés auf den Geist der Zeit wirken sollen.

Ihren Bericht über die Aufführung der Schöpfung werde ich sogleich abdrucken laßen, wenn Sie mir die gütige Erlaubniß geben, ihn abkürzen zu dürfen. Es ist in den vergangenen Jahren unzähligemahl von diesem Meisterwerke die Rede gewesen u man hat es sogar der Zeitung zum Vorwurf gemacht, daß Haydns' Schöpfung einer ihrer stehenden Artikel wäre. Zudem ist die Beschreibung von den Aufführungen der Orchester u der Theater ihrer Natur nach, nur für die intereßant, die [...] bey der Aufführung zugegen waren, und das dürfte in diesem Falle |3 doch nur ein sehr kleiner Theil des Publikums seyn. Ich hoffe bald von Ihnen mit einer gütigen Antwort beehrt zu werden, und sehe den Beiträgen zu welchen Sie mir Hofnung machen mit Verlangen entgegen. Mit Achtung

Leipzig
den 30 ten März 1805.
Ew. Wohlgeboren

ergebenster
A. Mahlmann

Ihre Briefe erbitte ich unfrankirt
unter Addresse
An die Redaction der Zeitung f. d. eleg. Welt

Zitierhinweis

Von Siegfried August Mahlmann an Johann Ernst Wagner. Leipzig, 30. März 1805, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0340


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Textgrundlage

H: Universitätsbibliothek Leipzig, AutographensammlungASL 1450
1 Dbl. 4°, 2⅔ S. Auf S. 4 Adr.: Sr. Wohlgeboren | dem Herzgl Sächs Kabinetssekretair | Herrn J E. Wagner | in | Meiningen | Fr. 3.