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Berlin d. 21.9.ber 1805.

Meine lieben Kinder

 Nachdem ich vom 4. 8 ber bis 10. 9. ber in der Altemark abwesend gewesen bin, um das endlich erstrittene Guth zurük zu nehmen, u zum Verkauf taxiren zu laßen, habe ich in diesem Augenblick erst Muße, Euch auf Eurer beyden Briefe, der Minna vom 5.. , u der Caroline vom 12. 8ber zu antworten; auch Ihnen mein lieber Herr Sohn den Empfang Ihres Brief

Dir also, liebe Minna, sage ich, daß ich Deinen Protegé Herrn D. Voigt noch nicht kennen gelernt, auch keine Carte von ihm gefunden habe. ich werde mich aber nach ihm erkundigen. Melde mir nun, wie es Dir gehet; welches so viel ich aus Herrn Mahlmanns letztem Briefe ersehe, nicht anders als gut seyn kann. Denn er ist ja nun mit Deinem Aufenthalt in Leipzig selbst zufrieden, auch bitte ich um Nachricht von Deinen Kindern, u von Deinen litterarischen Operationen.

|2 Dir, liebe Caroline, die Du diesen Brief durch Minna erhältst, die ihn gewiß zur nächsten Post befördert, melde ich daß der blinde Dulon nicht in Stendal ist, ich also ihn nicht habe sprechen können.

Für die prompte Vollziehung des Documents danke ich; und habe ich es nunmehr erhalten; bin auch sehr geneigt, dem guten Mahlmann zu verzeyhen; von dem auch ich sehr liebevolle Briefe erhalte .

Dein Blick auf Berlin als Aufenthalts Ort hat für mich einen hohen Werth; wie ich denn überhaupt gern im Zirkel der Meinigen sterben möchte. Wenn ich annehme, daß wir diesen Winter noch allgemeinen Frieden erhalten, ein Gedanke an den ich fest glaube, so würdet Ihr mit der Euch eignen Frugalitaet in Berlin recht gut leben können. So wie es jetzt ist, würde ich es aber nicht rathen, weil die Theurung aufs höchste gestiegen ist. Auch fürchte ich für den Krieg von Preußischer Seite nichts; sondern glaube an den Seegen der Neutralitaet. |3 ich würde auch vielleicht schon jetzt Deine AusKömmlichkeit in Berlin beurtheilen können, wenn ich wüste, welchen Ausgabe etat sich Dein Mann gemacht hat. Schreib darüber, wenns angehet.

Das neus neueste ist der unvermuthete Tod Eures ehemaligen Lehrers, des bisherigen HofPrediger Pichon in Potsdam . Er ist vor 3. Tagen gestorben. Auch die Niether ist, glücklicher Weise, tod. Es war die Ophelia aus dem Scheackspear.

Lebt wohl. Liebt Euren treuen Vater, u Eure Mutter, die Euch hertzlich grüßt. Gruß u Kuß an Herrn Richter ; und an alle meine Enkel beyderley Geschlechts. – Auch bitte ich Minna, Herrn Mahlmann zu grüßen, an den ich mit der fahrenden Post antworten werde.

Mayer d. 20. 9.ber 1805.

 Vor dem Guths Verkauf ist für mich des Schaffens so viel, daß meine Seele nicht eher Ruhe hat. Es wird aber auch lohnen. – In meiner Abwesenheit habe ich mit meiner Frau nur einmal auf 3 Stunden ein rendez vous in Havelberg , mit Hohnhorst gehabt.

Zitierhinweis

Von Johann Siegfried Wilhelm Mayer an Caroline Richter und Minna Spazier. Berlin, 21. November 1805, Donnerstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0349


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3 S. Anstreichungen vfrH.


Korrespondenz

Der Brief geht erst nach Leipzig zu Minna Spazier, die ihn an Caroline Richter in Bayreuth weiterleiten soll.