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Geliebter Max!

Auch von mir guter Sohn nimm die Versichrung meiner herzlichen Freude an, daß Du so gut und ungefährdet in Heidelberg angekommen bist. Zwar hast Du ganz gegen Dein gutes Versprechen gehandelt mir von Bamberg aus gewis gleich zu schreiben, und wenigstens mußten wir von Würzburg aus darauf rechnen, allein was kann Eltern theurer sein als das Glück ihrer Kinder, und darum bin ich zu frieden (wenn gleich nicht ganz von der Seite durch Dich befriedigt) daß Du glücklich bist.Möchtest Du es immer mehr geworden sein, seitdem Du schreibst.

Da dies beim ersten Eingang in Dein neues Verheltnis geschah, so ist es freilich für mein jetziges Begehren unzulänglich und ich wünsche als Mutter, sehnlich zu wissen wie Deine ersten dringendsten Bedürfnisse gestillt werden. Sei ausführlich gegen mich darüber, als Du es je wärest, denn was helfen der Mutter die durch |2 ein zu inniges Band der Natur an das Kind gefesselt ist, alle andern Mitteilungen wenn das Mutterherz nicht zuerst von der Seite befriedigt wird. Also ich bitte Dich mir weitläuftig und treu alles zu sagen was Du hast, brauchest, und wünschest.

Wegen der wenigen und schlechten Wäsche die Du unterwegs mitnahmst habe ich mich nachher noch sehr gekümmert, da Du noch länger als ich dachte unterwegs und in H. auch noch mi in Entbehrung Deiner Sachen warst, doch Gott weiß daß ich wegen der zu plözlichen Überraschung der Abreise, nicht mehr thun konnte – allein recht sehr litt ich darum.

Der junge Welden ging erst heute den 3ten Nov. nach W. schreibe ihm ja. Er läßt Dich sehr grüßen der Gute von allen Prätensionen ganz freie höchst liebende Mensch. Wie kindlich ist er gegen seine Mutter – er trug einmal einen ganzen Marktkorb von selbst aus dem Garten gesammelter Pflaumen vom Garten auf den Boden. und schämte sich dessen nicht.

Jetzt bekomm' ich nicht so viele Besuche – Glück zu Deinem Geburtstage ! – aber ich kann Dir so weit nichts schicken, Mäxchen! Wie lieb' ich meinen guten Sohn, liebe auch Deine Mutter

Caroline.

in Eile

Die Sachen sind nach München, Fr. von Imhof grüßt Dich sehr.

Die arme Odilie hat eine dicke Backe, schreib ihr einmal recht gut, sie ist so brav.

schicke [...] Brief nach Basel.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, 3. November 1820, Freitag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0350


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S.


Korrespondenz

B: Von Max Richter an Jean Paul und Caroline Richter. Heidelberg, 21. Oktober 1820 (4. Abt., Bd. VIII, Nr.70)

Wohl erst am 7. November 1820 abgeschickt – zusammen mit Jean Pauls am 3. November abgefassten Brief, vgl. Jean Pauls Brief an Max vom 12. November 1820.