Von Ernestine Mahlmann an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Leipzig, 16. November 1802, Dienstag

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Leipzig den 16ten Novembr
1802.

Mein theurer Vater, Ihren lezten Brief mit dem von Henriette habe ich erhalten. Sie geben mir zugleich Nachricht vom richtigen Empfange der Ihnen überschikten Sachen. Doch sagen Sie kein Wort, ob die – Schnupftücher auch Ihren Beifall haben. Ich fürchte daher beinah das Gegentheil – und erbiete mich gern sie im erstern Falle wieder zurückzunehmen, und Ihnen, liebster Vater, an der Stelle andre zu besorgen.Ich kann die Tücher für meinen Mann recht gut brauchen. – Die andren Sachen – wie das Kleid, der Schawl, und sechs Stück Halstücher für sie, von Battist-mousselin , habe ich besorgt und der Madame Cray übergeben – welche sie durch Herrn Dufour |2 nach Berlin zu schicken versprach. Die Berechnung all des gekauften überlaße ich meinem Manne, welcher die Rechnungen sämmtlich selbst bezahlt hat, und Ihnen darüber schreiben wird. Das Tuch für Henriette kostet 10 rth. und Ihre sechs Tücher zusammen betragen 7 rth. –

Bey dieser Gelgenheit habe ich der Madame Cray einige Besuche gemacht und bin mit Artigkeit aufgenommen worden.

Sie ist eine höchst liebenswürdige Frau noch in diesem Alter. Eine zweyte Ninon möchte ich sie nennen.

Über den Schluß Ihres lezten Briefes , mein theurer Vater, in welcher Sie mir den Vorwurf einer ungütigen Strenge gegen Minna machen möchte ich gern mir noch eine Erklärung von |3 Ihnen ausbitten. Dann erst würde ich im Stande seyn mich darüber zu erklären. Sollte sich diese Ihre Meinung vielleicht auf Berichte hier vorgefallner Begebenheiten der lezten Zeit gründen – so kann ich nur glauben daß diese Berichte sehr einseitig gewesen seyn müßen. –

Indem ich Ihnen schreibe, mein liebster Vater, erhalte ich durch Minna die Rüben und einen Brief an meinem Mann .

Tausend tausend herzlichen Dank für Ihre Güte, und eine noch größre Freude, daß Ihnen unsre Saachen nicht unlieb gewesen sind. –

Ich hörte schon früher durch Madame Cray daß Sie Ihre Verbindung noch in diesem Jahre vollziehen werden . Auch erzählte mir diese, in welcher Unruhe Sie nicht durch Ihre Einrichtung Ihrer neuen Wohnung , wenigstens vor einer Woche, noch, lebten. – Es freute mich recht diese kleinen Data Ihres Lebens zu hören – nur thut es mir weh, weil ich weiß, was sie bey solchen häuslichen Wirrwarr leiden! Leben Sie wohl, mein theurer Vater und empfelen Sie freundschaftlich meinen Mann und mich Ihrer Braut.

E. M.

Zitierhinweis

Von Ernestine Mahlmann an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Leipzig, 16. November 1802, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0386


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3 S.