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Cob. d. 13. Nov. 1803

Verehrtester Vater! Mit Freuden zeig’ ich Ihnen an, daß Caroline den 9. ten abends leicht und gesund von einem Sohne entbunden worden. Ich verschob die Nachricht dieser Freude, für Sie und mich blos darum bis heute, um ohne Furcht vor kritischen Tagen mich und Sie dem Genusse dieses Glüks überlassen zu können; aber das Wochenbet gehtgieng so leicht bisher als Schwangerschaft und Niederkunft vorüber.

|2 Die wohlwollende Ernestine , die jezt hier mehr Freuden säen als ernten kan , und die vorjährigen schmerzlichen Erfahrungen , die meine Frau von dem vorzeitigen Gebrauche der wiederkehrenden Kräfte gemacht, haben vielen Theil an der jezigen bessern Zeit.

Der Vater des Kindes wurde zugleich auch für die Ostermesse 1804 Vater der Flegeljahre , wovon schon der blosse Titel den Zeitungen |3 geschmaklos erscheinen mus. Zur Michaelis Messe 1804 aber geb’ ich etwas sehr Ernstes, „Vorlesungen über die Kunst.“

Von Ihrem Glücke hör’ ich von Zeit zu Zeit das Schönste; und ich grüsse herzlich die, die es zugleich säen und ernten hilft. Es bleibe Ihnen immer blühend!

Ihr

verehrender Sohn
JPF Richter

Wie sehr, mein geliebter Vater werden Sie meine Freude über die Geburt eines Knaben theilen, durch den meine liebsten Wünsche gekrönt sind. Es ist sonderbar wie Minna und ich fast zu gleicher Zeit so glücklich wurden ; u wie wir beide so wohl sind. Meine Hauptpflege verdanke ich wie Sie wißen der gute Ernestine die mir das große Opfer der Trennung von ihrem Mann gebracht hat. [...] Am Geburtstage des kleinen Jungen gieng meine Emma zum erstemal allein – das war eine große Freude.

Ihrer Gattin, Güte hat mich unaussprechlich gerührt, und hätte sie mir nicht den ersten Theil Ihrer Gabe gegeben – wie gut muß Sie seyn! Danken Sie Ihr noch einmal in meiner Seele.

Ich muß aufhören, aber wenn ich wieder ganz gesund bin, schreibe ich Ihnen mehr

Gott erhalte meinen theuren Vater gesund, und segne mich mit der Fortdauer Seiner Liebe.

Ihre Caroline

Zitierhinweis

Von Jean Paul und Caroline Richter an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Coburg, 13. November 1803, Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0397


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 4 S. 3 S. von Jean Paul, 1 S. von Caroline Richter.

Überlieferung

D: Nerrlich, S. 216, Nr. 120 (nur von Jean Paul).

D: 3. Abt., Bd. IV, Nr. 423 (nur von Jean Paul).