Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 29. Juni 1802, Dienstag

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B. 29. Juny 2.

Durchaus nicht böse Caroline!

So gerne es die Mädchen sehen, wenn man ihnen nicht widerspricht: so hoff' ich mit meinem Widerspruch b. Ihnen doch nicht an unrechten Mann gekommen zu seyn.

Da müßt' es mit dem T. – der liebe Gott sei b. uns – zugehen, wenn ein Mädchen, das v. einem Manne schon 2 Antw. zu fordern hat u ihm noch einmal borgte, wenn das Mädchen böse wäre.

Kurz u gut, der Umstand freut mich dies mal, denn nichts anders ist Schuld als – ich.

Doch ich muß mich, glaub' ich, etwas deutlicher erklären.

Zwischen zwei Correspondenten, die noch etwas danneben sind, oder zu thun haben, muß immer einer seyn, der gerne Schulden macht u einer der sie gerne bezahlt; ich denke diese Deutlichkeit erträgt eine Erklärung.

Ich meine so: die Hälfte der Correspondenten muß, wie ich's leider! auf meine eigenen Kosten oft erfahren, bisweilen etwas lässig seyn müssen u anstatt zu schreiben, sich, v. der andern Hälfte zuschreiben lassen.

Nun – ich will offenherzig seyn – wollt' ich – oder ich machte aus dem Muß ein Wollen – so recht phylosophisch – auch einmal sehen wie's thut, wenn man die leidende Hälfte vorstellet – die gewöhnlich u oft nur vor mir oder mir gegenüber stand – u so mußt' ich b. Ihnen schweigen – wenn, wie es ist – es Einer thun muß, mir es lieber war, als wenn Sie's gethan hätten.

Nimmt man noch an, daß ich, da ich jetzt noch 3 Carolines die vierte hätte Gott längst naher zu sich genommen , wenn er nicht auch uns so nahe wäre, als sie es war – habe, u doch die Feder, wenn ich 2 mal b. Ihnen schweige, so oft eintunken muß, nur muß für eine Caroline – v. den andern Goldstücken u Goldkindern will ich nicht ein mal heüte etwas sagen, die auch Schwarz auf weiß haben |2 wollen u die auch nicht v. der Luft oder v. Brode allein leben können / wollen – wie z. B. eine Louise d'or u. s. w. – so – nämlich wenn man diese lange Periode gelesen hat: so muß er meine schweigende oder nur stille Unschuld – u hätte er ein steinenes Herz – laut für ganz unschuldig erklären, so gut wie S.!

Aber im Ernst was thun S. denn in Dreßden?

Ich nehme in dies. Sommer, nicht nur schriftliche, auch mündliche Visiten lieber an, als ich sie erwiedern kann.

Mein prächtiger Thieriot war b. mir.

Das war prächtig!

Am 18t Juny, wo S. mir aus Lpzg schrieben, schrieb er mir auch aus Leipzig , daß er am 19ten des frühesten Morgens nach Paris abreise u heute hab' ich schon einen Brief aus Ffta/M v. ihm erhalten .

War. hat denn der GOTR. Maier nur seine Tine in Dreßden u nicht seine beiden andern Töchter auch, in Leipzig gesprochen?

Aus welchem Grunde haben S. denn Ihren letzten eiligen Brief in Leipzig verobladet : wer ihn vor mir hätte lesen wollen, der hätt' ihn ja auch ohne dieß lesen können?

Ihr braver Bruder dauert mich, der redliche Eichel – können S. ihn lieb haben, ich meine lieben S. ihn? – freut mich u die Täuschung der Braut Ihres Bruders aergert mich.

Wenn S. – nicht wie ich – an Ihre alten Briefe nicht denken: so werden S. sich über meine geschwinde Antw. u, wie ich's aus ganzer Seele wünsche überhaupt stets, viel freuen!

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 29. Juni 1802, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0398


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Textgrundlage

Hk: Slg. Apelt
1 Bl., 2 S.