Von Ernestine Mahlmann an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Leipzig, 12. Oktober 1802, Dienstag

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Leipzig. den 12ten Ocktober 1802.

Mein geliebter Vater,Verzeihen Sie gütig, daß ich so spät erst für den Empfang Ihres lezten Briefes, nebst Einlage , Ihnen meinen Dank sage. Ich dachte des den erstern, mit dem Bericht der für Sie besorgten Aufträge zu vereinigen – daher die Verzögerung. – Gekauft ist nun beinah alles, liebster Vater, und mir bleibt nur der Wunsch, daß meine Wahl mit Ihrem und Ihrer Feundinn Geschmack, einigermaaßen übereinstimmen möge! – Ich habe points, Kleid, und für Sie, mein Vater, Schnupftucher besorgt. Was nun noch übrig bleibt, sind, wenn ich nicht irre Halstücher für Sie; und ein moderner Schawl für Henriette. Die lezten ersten werde ich auf jeden Fall noch besorgen. Ob es bey dem Schawl noch bleiben soll, mögen Sie noch vorher entscheiden. Denn die festgesezte Summe von |2 100 rtl. ist ohne den Schawl beinah erreicht, und ich weiß nun Ihren Willen in diesem Fall nicht. – Die points habe ich für den Preis von 7 rtl. die Elle nicht kaufen können. Sie waren dafür zu schlecht zu , um sich zu einem solchen Geschenk zu qualifiziren. Die Sie erhalten werden kosten 10 rtl. 4 gr. die Elle, welches auf 6 Ellen die Summe von 61 rtl. beträgt. Das Kleid ist vom modernsten seidnen Zeuge ganz weiß faconnirt und kostet die Pariser Elle oder der Stab 2 rtl. – macht die Summe von 20 rtl. Tücher für Sie sind – nicht seiden – weil diese ganz aus der Mode sind – sondern sogenannte Englische Tücher, bun d t quadrilliert nach dem neusten Geschmack. Sie könnten vielleicht zürnen, liebster Vater, weil ich Ihrer Wahl eigenmächtig zuwieder gehandelt habe – doch bin ich überzeugt, wenn Sie die Tücher sehen, werden Sie mit Ihnen zufrieden |3 seyn, zumal diese grade nur halb so theuer sind als die seidnen, und die lezteren an Dauer weit übertreffen. Denn die Farben sind ganz ächt, und der Stoff vom feinsten Baumwollnen und leinenen Garn unverwüstbar. Die kos seidnen kosten das Duzend 24 rtl. diese aber nur 12 rtl. und einige Groschen.

Die Frage ist mir jetzt, diese, wie wir alles hineinbringen werden. Die points würde ich vielleicht anbringen können – aber das Kleid, wenn es auch verfertigt ist, wird nur mit der größten Schwierigkeit seine Bestimmung [...] erreichen. Ihre Tücher will ich nähen und waschen laßen, dann wird es mit denen noch am ersten gehen. – Haben Sie nur die Güte mir mit der nächsten Post wegen des Schawls zu antworten. –

Ihren lezten Brief an mich, liebster Vater habe ich an Caroline geschickt – nebst der Einlage. |4 Minna hat mir auch die von Ihnen erhaltenen mitgetheilt. – Haben Sie die Güte es mir zu schreiben, wenn Ihre Freundinn, von ihrer Reise zurückgekehrt seyn wird – damit ich alsdann Ihren Wunsch, erfülle, und selbst an sie schreibe.Unser Besuch bey der Mde. Cray geschah einige Tage nach Ankunft Ihre Briefes – Mad. Cray war aber nicht zu Hause als wir vorfuhren, wir gaben Karten ab- und erhielten wieder welche von Mann und Frau.

In dem lezten Briefe von Henriette an Sie, stand etwas, von einem Maaß, das sie, anstatt eines Kleides, zur Verfertigung, des hier gekauften Kleides schicken wollte. Ich bin nun irre geworden, wonach ich eigentlich das Kleid machen laßen soll. – Wonach Wollten Sie mir hierüber noch Auskunft geben, und bald, so würden Sie mich aus einer großen Verlegenheit helfen! – Leben Sie nun wohl, mein bester Vater, und ganz so wohlglücklich als Ihnen wünscht Ihre

treue Tochter
E. M.

Mein Mann empfielt sich Ihnen herzlich! –

Noten – als Belege der angeführten Preise – werden Sie mit dem Eingekauften erhalten, liebster Vater!

Zitierhinweis

Von Ernestine Mahlmann an Johann Siegfried Wilhelm Mayer. Leipzig, 12. Oktober 1802, Dienstag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0468


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 4 S.