Von Caroline Richter an Josephine von Welden. Bayreuth, 19. März 1826 (?), Sonntag

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Wenn auch das stilleste, aber darum nicht das kälteste unter den für Sie glühenden Herzen, wähle ich die ruhigste Stunde um mich unbemerkt mit meinen Wünschen, meinem Gebet zu Ihnen zu schleichen; und nur leise Ihnen zu sagen, wie ich seit gestern Ihren Gefühlen Ihrer mütterlichen Freude an der Entzückung Ihrer liebenden Kinder, nachgehe. Möchte die daraus entspringende Seeligkeit für Ihr Herz, durch die zahlloseste Wiederholung dieses schönen Tages gekrönt werden, dessen Werth eine nun entflohene Seele so tief empfand, und so innig mit feierte. Lassen Sie mich hier ein schönes Urtheil abschreiben das ich heute fand, und das sich in seinen Denkbüchern auf Sie bezog:

"Sie war eine Aeolsharfe, deren Saiten alle auf denselben Ton gestimmt waren, damit sie keine Mistöne geben, aber eben dadurch entwickelt jede Bewegung ihrer Seele so viel Wohllaute" – –

Wie oft gaben Sie Frieden und Freude dem theueren Geiste – dieser Seegen strale wieder auf Sie zurück!

Mit ewig unbegrenzter Liebe

Ihre Caroline Richter.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Josephine von Welden. Bayreuth, 19. März 1826 (?), Sonntag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0482


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Textgrundlage

D: Ernst Vincent: Unbekannte Briefe von Jean Paul und seiner Frau Caroline, in: Euphorion 29, 1928, S. 409f.


Korrespondenz

Zur Datierung: D vermutet, dass der undatierte Brief zum Namenstag (19. März) und nicht zum Geburtstag (8. September) Josephine von Weldens abgefasst wurde.