Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, 15. April 1820, Sonnabend

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Bayreuth Sonntags den 15ten
Aprill 1820.
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Geliebter Max!

Dein Brief kam gestern an, und mit Rührung laß ich die Darstellung Deiner Empfindungen für den Vater und bei Schellings Bekanntschaft. Guter Sohn, Du machst uns nur Freude und zwar die Höchste und Reinste, die Menschen nur haben können. Gewis wandtest Du Dich an mich, weil Du glaubst meine Wünsche könnten den Vater von der schnelleren Ausführung seiner Reise abhalten. Mein mein lieber Max gewis nicht denn ich habe keine Wünsche überhaupt mehr für mein Herz. Das Schicksal fodert nur Entsagung von uns Menschen, es kann nur die Frage von der Art sein wie wir uns dabei nehmen. Der Eine kann frölich dabei aussehen, und der ist der Kräftigste, der andere kann seinen Schmerz nicht unterdrücken, und der ist der Beklagenswertheste.

Eine Reise zu Dir aber, wo ich mir ganz die Freude denken kann die Du dabei empfindest kostetkann mir aber auch gar keinen Kampf kosten. |2 allein leider wird der Vater Deine Wünsche nicht so ganz erfüllen denn seine Arbeiten erlauben es nicht daß er zum 25ten in M. eintreffen kann. Er sagt es ist unmöglich da er an der Korrektur des nun zwar vollendeten Romans (der Komet oder, Nikolaus Marggraf.) noch diese kommende Woche zu thun hat. Wie viele Vorbereitungen gehören aber nicht sonst noch zu einer Reise! Die von mir abhängen, als Kleider Wäsche werden schnell vollbracht sein, da es ja jetzt an Nichts fehlt. Wie leid ist es mir, Du guter lieber Max Dir nicht das Gegentheil schreiben zu können, denn Niemand wird sich dabei mehr freuen als ich wenn ich den Vater in Deinen Armen weiß. Gewis dauert die Reise noch einige Wochen.

Daß der berühmte Schelling auch ein so guter [...]lender Mann ist! wie schön ist das, und wie vergrößert es den Werth eines großen Mannes.

|3 Der junge Welden wird auch diese vergangene Woche recht traurig gewesen sein. Seine gute Mutter war es sehr. Wie sehr sie den Vater liebt kann ich Dir gar nicht sagen. Es ist eine herrliche Frau die ich immer mehr bewundern muß.

Liebster Max wenn Du mir nur einmal recht offen von Deinen Finanzen spr[...] ich hoffe durch Fräulein Barner einen Brief zu erhalten den Niemand lesen soll. Ich könnte Dir nun recht gut helfen, wenn Du den Vater nicht etwa plagen willst, ob er Dir gleich gern Geld schickt, wenn Du mit Deinem Vorrath zu Ende bist. Wie oft macht mich das unruhig, denn Du verleugnest Dich gewis selbst der aus Schonung für den geliebten Vater [...]

Da eben die Rendantin zum Caffee kommen wird, so muß ich aufhören. Mein Seegen und meine Liebe sind bei Dir.

Grüße von Allen.

Deine Mutter.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Max Richter. Bayreuth, 15. April 1820, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0556


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3 S. Auf S. 4 Adr.: Herrn | Studiosis Max Richter | frei | München. | abzugeben an das | Königliche Studien Rectorat. Poststempel: E. 3. BAYREUTH. | 16 APR. 1820 Auf S. 4 v. Carolinens Hand: Zu sehr.


Korrespondenz

B: Von Max Richter an Caroline Richter. München, 10. April 1820, Montag