Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, 10. April 1822, Mittwoch

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Bair. Mitwoch den 9ten April 1822.

Geliebte Odilie!

Heute habe ich einen Brief von Dir erwartet Du wirst doch den meinigen von Bamberg bekommen haben? Wo er nicht unterwegs ist so schreibe bald, denn nach unserem letzten Abschiede kannst Du Dir denken, wie sehnlich ich nun ferner wissen muß, wie es Dir gehet, und ob die von allen Seiten beruhigende Anknüpfung wohlthuender Verhältnisse auch noch von Dir, freudig empfunden wird. Man kann der Eindrücke nicht gewis sein die Deine neue Lage auf Dich macht, aber ich habe den Glauben, daß Du mein theures Kind, unter so guten Menschen kaum Deine Mutter vermißt haben wirst. Sage mir das bald, Du brauchst nicht viel zu schreiben, aber offenherzig.

Dein Bild, meine Odilie hat dem Vater die größeste Freude gemacht. Er findet es immer ähnlicher. Er kommt herüber und sieht Dich an, und findet immer Neues sprechenderes zu bemerken.

|2 Schreibe auch ja dem Vater. Zu Ottos und Emanuel nahm ich Dein Bild mit, und sie waren entzückt, und Benedikt der Kleine küßte es sogleich. Mein Einfall Dich malen zu lassen wird von Allen gepriesen. Siehst Du, daß ich Recht hatte?

Am Sonntag um 4 Uhr kam ich an. Der Vater war voller Freude, und alles was ich erzählte vermehrte dieselbe. Emma war bezaubert von ihrem Tuche, und warf es noch an demselben Abend bei Weldens um. Montag Mittag denke Dir aaßen wir alle dort. Herr von Welden führte mich feierlichst zu Tische, und des Dankens für Luise war kein Ende. Weldens haben die ganze Herreise bezahlt.

Dienstag Abend war Amöne bei diemir die Dich herzlich grüßen läßt. und die auch so sehr erfreut über Dein liebes Bild ist. Gestern schrieb ich der Großmutter die nun wohl bald kommen wird. Ich ordne alles zu ihrem Empfang, und Jedwedes von Grunde ausf.

|3 Heute wollte ich Dir schon Gaze und Wolle schicken wie auch das Pastellkästchen, allein da ich am Morgen eine kleine Wäsche einrichtete ist es zu spät, und ich schiebe es noch etwas auf, ich kann nicht fertig werden.

Sage doch an den vortreflichen Herrn Heyne die wärmsten Grüße von mir und den innigsten Dank. Herr v. Welden liebt Ihn auch recht sehr. Du wirst doch nach den Feiertagen Deine Maschine erhalten haben. Recht bange ist mirs, ob sie dich nicht zu sehr drückt, und wäre es noch nicht geschehen so bitte, flehe Herrn Heyne sie Dir doch ja nun z anzulegen.

Die arme Rechnungsrevisor Hoffmann glaubt ihr Sohn, sehne sich nach Hause. Sie will ihn abholen, ich bat sie aber es noch aufzuschieben, weil die gute Auguste mir gesagt, daß Herr Heyne ihn lieber unentgeldlich behalten, als jetzt |4 reisen lassen wolle. Grüße sie doch recht sehr von mir, und bitte Sie, mir über den kleinen Hofmann bestimmte Antwort zu geben, da seine Mutter in einer qualvollen Ungewisheit ist.

Sage der lieben schätzbaren Auguste meinen Dank, und daß ich wegen der Hirschberg heute an ihre Tante "Mann" schreibe.

Grüße die lieben Falks aufs innigste und Jeden der wohlthuend Dir naht.

Ich umarme Dich, Du Seelenkind, aber unterbrich bald Dein Schweigen gegen Deine Dich

so heißliebende Mutter

in größter Eil.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Odilie Richter. Bayreuth, 10. April 1822, Mittwoch. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0586


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Dbl. 8°, 3¾ S.


Korrespondenz

Zur Datierung: Caroline Richter hat sich hier im Datum geirrt, der Mittwoch war der 10. April.