Von Caroline Richter an Emanuel. Coburg, Ende November oder Anfang Dezember 1803

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Guter guter Emanuel,

die Freude über Ihre Briefe, und der Schachtel mit Gaben und Schäzen die ich gestern begierig aufriß macht mir das Gestern zum ersten Christtag wo derdas Kind herumspringt und sich nicht aufhört sich zu freuen, daß es etwas geschenkt bekommen. Weil ich gemeinschaftlich mit meiner Tine beschenkt worden bin, freut ich mich warlich recht herzlich, und weil ich mir dachte, Emanuel, ist jezt wie ein Engel gegenwärtig und sieht unsere Freunde und freut sich mit uns. Der Gute, nein so ein Mensch lebt nicht mehr! wiederholten wir nacheinander.

Ihre Kleider sollen so gemacht werden, wie fein sind Sie, daß Sie uns einen Rath geben, wo das Vergnügen sie zu tragen so vervielfacht wird.

Den Thee und die Chokolade wollen wir zu Ihrem Gedächtnis, Guter, trinken, u mich freut es, daß meine Tine noch wohl |2 acht Tage bei mir bleibt , um mit mir alles zu theilen. Wenn ich bis jezt zu meiner Stärkung trank, wollte sie immer nicht mein Gast seyn, damit sie mir nichts entzöge. Uberhaupt will sie immer nur geben, und gleicht in dieser Angelegenheit sehr einem gewißen Emanuel zu Baireuth Kennen Sie ihn?

Durch ihre Entfernung wird nun ein schönes Leben unterbrochen, nach dem ich selbst nicht weis wie mir zu Muthe seyn wird. Denn ich habe mich durch dieses siebenwochenlange Beisammenseyn unaussprechlich verwöhnt.

Warum kamen Sie denn nicht dazu, wenn Sie wirklich Lust hatten?, Unser Wunsch Ihrer Gegenwart, war um nichts weniger da, weil wir nichts sagten, es war blos Bescheidenheit und Unglaube was uns abhielt ihn auszusprechen.

Leben Sie wohl, und nehmen Sie mit diesen flücht- u wenigen Worten einer Mutter u Amme vorlieb – Wort Namen die alles in sich faßen, was bei einem schreibenden wWeiblichen Briefe zu verzeihen u zu entschuldigen ist.

Ewig

Ihre Caroline.

Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Emanuel. Coburg, Ende November oder Anfang Dezember 1803. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0596


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Textgrundlage

H: Jean Paul Museum Bayreuth, Hs JP 20-1
1 Bl. 8°, 2 S. Auf S. 1 vfrH: 1803.


Korrespondenz

Präsentat: Am 25 Dec: beantw. (Antwort nicht überliefert.)