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B. 23. Jul 1804.

Caroline! Dieser Brf. soll eher aus meinen u eher u richtiger zu Ihren Händen kommen, als mein jüngster .

Meine Freunde haben mich erst Schreiben gelehrt; mein ewiger Hofrath Schaefer – (Jettens Pflegevater) auch Sprechen – das thut mir noch so wohl, daß ich aus Dankbarkeit, für meine Lehrer – meine Freunde gerne lehre. Alles was die Menschen später, als in der Kinderschule lernen, darauf thun sie sich viel zu gut u gerade das wünschen sie am liebsten mittheilen zu können. Wie sehr hab' ich mich über die liebevolle Aufnahme Ihrer Wort p-Verbesserung gefreut, C.!

Für mich gibt es keine stärkern Beweise in der Freundschaft, als Schmeichelei und Tadel: wer mir |2 schmeichelt, war nie mein Freund, ist u wird es nicht; wer mich ins Gesicht tadelt, mir meine – leider zu viele – Fehler zeigt, ist mein Freund u will es bleiben.

Sie würden oft, in meiner Nähe, Gelegenheit haben u Sie, Caroline, würden sie nicht unbenutzt lassen u mir beweisen, daß wir ewig Freunde seyn müssen.

Nichts, kein Verhältniß, darf dieses unser freundschaftliches stören; aber meine Dankbarkeit soll es, so lang' es möglich ist, immer mehr bestärken.

Ich habe Sie, ich habe Ihr edles Herz mit Liebe längst erkannt, ganz erkannt, mit Dank gegen die Vorsehung längst erkannt – u sage heute noch, daß ich nie, in unsrer Nazion , ein weibliches Wesen gefunden, das ich so rein verehren, achten und lieben lernte, als S. gute Caroline!

Wäre meine Liebe absichtlich gewesen: ich würde Ihnen gewiß lange entgegen gegangen seyn; ich hätte nicht zugeben dürfen, Sie weiter als auf den rechten d. i. auf den halben Weg gehen zu lassen: so wie meine Dankbarkeit, meine reine Hochachtung gegen S., mir, die Erklärung, die Ihnen mein jüngster Brief gab – aus reinem Herzen, in die Feder diktirte, als ich bemerkte, daß es die Seele der Freundschaft, die Wahrheit, forderte, eine deutliche Erklärung, zu unser beiden Ruhe, zu geben. Kommen Sie ein mal, der Himmel wolle recht bald, in unsre Nähe, zu uns, dann werd' ich Ihnen mündlich mehr – vielleicht gerade Ihnen Alles sagen können u ich bin es gewiß, |3 Sie werden mich dann wenigstens nicht weniger achten als jetzt. Nur noch das einzige Wort, C!: Kein Mensch auf der Welt wäre glücklicher, wenn er seine [...] verrichten könnte, als der arme Emanuel!

Wir alle haben, schon in diesem Sommer, auf Sie, mit frohen Seelen, aufgesehen; das Verlängern unsrer Hofnung wollen wir uns noch gefallen lassen, wenn Sie sie uns nicht schwächen wollen.

Euchels Ruhe beruhigt mich – in seiner jetzigen unruhigen Lage – sehr –; er genieße sie sanft!

Lassen S., gute C., dem Pik, die Beilage zulangen.

Mir wär' es unbegreiflich, wie selbst dieser mäsige Jüngling in Berlin auskommen konnte, mit dem Wenigen, das er mit dahin brachte, wenn er sich nicht durch Unterricht, der ihm natürlich seine eigne Zeit nehmen würde, etwas verdient hätte, was ich vermuthen muß.

Wenn auch Sie nichts für ihn gethan haben wollen: so nehmen S. doch meinen Dank an u schon dafür, daß S. für ihn u v. seinen Eigenschaften sprechen.

Mein Uhlf., seine Ella u mein Brud. Israel grüßen Sie recht heiß. Wenn S. ihr eine rechte Freude machen wollen: so geben Sie mir, f. die Jette Braun einige Zeilen. Ich hab' ihr Ihren Gruß wörtlich mitgetheilt u würde sie nun, da sie nichts mehr erwartet, als Sie selbst – schön überraschen können. In der nächsten Woche zieh' ich aus; kommen Richters u Thieriot ; in der nächsten Woche u den darauf folgenden gibts viel zu besorgen.

Der Herr laße S., gute C., mir gesund u wohl!

E.

Zitierhinweis

Von Emanuel an Caroline Goldschmidt. Bayreuth, 23. Juli 1804, Montag. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0667


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Textgrundlage

Hk: Slg. Apelt
1 Dbl. 8°, 2½ S. Auf der unteren Hälfte von S. 4 befindet sich eine halbe Seite von B, über dem Brief auf S. 1 die Unterschrift von Caroline Goldschmidt.


Korrespondenz

B: Von Caroline Goldschmidt an Emanuel. Ohne Ort, vor dem 23. Juli 1804

Die Briefabschrift befindet sich auf dem letzten Bogen von B, von dem sich eine halbe Seite auf S. 4 befindet und die abschließende Unterschrift über Emanuels Briefbeginn auf S. 1.