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Berlin den 8ten Jan:
1808.

Mein geliebter Max!

Daß ich meinem Herzen nach, immer an Dich schreiben wollte, wirst Du Deiner Mutter die Dich unendlich liebt, gewis zutrauen – auch waren meine Briefe nach Baireuth, immer in der Absicht dir mitgetheilt zu werden, geschrieben. Du lieber Sohn, wie haben mich Deine Zeilen gerührt – ach könnte ich Dich an mein Herz drücken – sei nur recht froh, und Gott erhalte dich gesund – das ist mein innigster Wunsch!

Die Gesundheit des geliebten Vaters ist nun wieder hergestellt – wie weh hat es mir gethan ihn in seiner Einsamkeit noch am Körper leidend zu wissen! Allein meine Entfernung hat gewis nichts an seiner Pflege gestört, da Emma ja so gut und sorgsam ist. Gewis ging alles so gut, und noch besser als da ich zu Hause war – nur für mich war es hart nicht meinen Theil zu der Pflege des besten Vaters beitragen zu können.

|2 Wie oft muß ich von Dir und Deinen Schwestern sprechen, mein Max! und wie gern thue ich es! Euch nicht meinen Freunden und All denen intereßanten Menschen zeigen zu können ist mir eine große Versagung. Allein Ihr findet meist hier durch den Vater und auch durch mich und Euren Großvater eine Welt liebender Freunde!

Bald kehre ich zurück, und dann mein Max sollst Du andere Zeichen treuer Liebe erhalten als diese wenigen Zeilen.

Ich fodere im Voraus ein Register Deiner Wünsche und Bedürfnisse. Gib Deiner Mutter dies Zeichen Deines Vertrauens. Grüße Ilsette Barner und die Lochner von mir. Gott beschütze Dich, und liebe immer

Deine
treue Mutter
Caroline.

Berlin
den 8ten Jan:
1820.
Zitierhinweis

Von Caroline Richter an Max Richter. Berlin, 8. Januar 1820, Sonnabend. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul - Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB0672


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Textgrundlage

H: BJK, Berlin A
1 Bl. 8°, 2 S. Unter Datum vfrH in violetter Schrift: 1820.


Korrespondenz

A: Von Max Richter an Caroline, Emma und Odilie Richter. München, 31. Januar 1820

Zur Datierung: Caroline Richter hielt sich vom 6. Dezember 1819 bis 25. Januar 1820 in Berlin auf, um den Nachlass ihres verstorbenen Vaters zu ordnen.